Innerhalb einer Woche haben die katholische Pfarrgemeinde Schierling und der Markt Schierling Pfarrer Josef Helm nach 15 Jahren segensreichen Wirkens verabschiedet und den 34-jährigen Augustiner Chorherrn Bernhard Pastötter als neuen Pfarrer empfangen.

Sowohl bei der Verabschiedung als auch bei der Begrüßung eine Woche später trafen sich hunderte von Bürgerinnen und Bürger vor dem Gottesdienst schon am Rathaus. In beiden Ansprachen von Bürgermeister Christian Kiendl wurde deutlich, welche Bedeutung auch heute noch die Gesellschaft einem Priester zuweist.

Hier die beiden Grußworte:

Verabschiedung Pfarrer Helm

Lieber Herr Pfarrer Helm, sehr geehrte Damen und Herren, welch ein Bürger Schierlings wird ausdrücklich und öffentlich aus unserem Markt Schierling verabschiedet - außer einem Pfarrer? Wohl kaum jemand.

Schon daraus wird überdeutlich, welche Rolle unsere Gesellschaft – über alle Religionen und Konfessionen hinweg – einem Priester nach wie vor zuweist. Es handelt sich um eine herausragende Rolle. Eine wegweisende und dienende Rolle gleichzeitig. Als Seelsorger einerseits und als eine Autorität. Als jemand der in die Zivilgesellschaft einer Gemeinde hineinwirkt. Da bestätige ich ihnen sehr gerne, Herr Pfarrer Helm, dass sie zu jeder Zeit ein konstruktiver und verlässlicher Partner unserer Gemeinde gewesen sind.

Es gab vielfältige Beziehungen, und zwar von den Kindergärten St. Michael und St. Wolfgang bis hin zur Erfüllung des Gelübdes aus Kriegsnot. Sie haben den Segen Gottes erbeten für öffentliche Einrichtungen, von Kinderspielplätzen bis zur Marktbücherei, um nur zwei Beispiele zu nennen. Wir haben mit ihnen Vereinsjubiläen feiern dürfen, und sie haben die Fahne der „Gennßhenkher“ gesegnet.

Spätestens wenn das Knattern des Jeeps zu hören gewesen ist oder sich dessen Duft verbreitete, war klar, dass der Pfarrer im Dorf unterwegs war. Und das mit der Geschwindigkeit, die wir von ihm auch sonst gekannt haben. Für ihren Dienst in der Schierlinger Gesellschaft danke ich Ihnen hier und im Namen des Marktes Schierling sehr herzlich!

Sehr geehrter Herr Pfarrer, der weit überwiegende Teil unserer Gemeinde bekennt sich immer noch generell zum christlichen Glauben. Und da wiederum gehört ein sehr großer Anteil der römisch-katholischen Kirche an. Es ist nicht zu übersehen, dass es die Kirchen derzeit schwer haben. Nicht in erster Linie wegen der Botschaft, die sie verkünden, sondern wegen eines – eher kleinen – Teils ihrer Botschafter. Missbrauchsfälle auf der einen Seite, die zuerst geleugnet wurden, seit etwa 11 Jahren aber die Diskussion beherrschen. Auf der anderen Seite das Thema der fehlenden Transparenz, insbesondere in Geld- und Vermögensangelegenheiten. Schließlich geht es um einen von Papst Franziskus beklagten „übertriebenen Klerikalismus“, der so tut, als seien nur die geweihten Amtsträger die Kirche. Da muss man sich vergegenwärtigen, was so ein Pfarrer als sein soll und leisten muss.

Der Pfarrer von Schierling ist kraft Amtes im Grunde seit urdenklicher Zeit Vorsitzender der Kirchenverwaltungen Schierling, Allersdorf, Birnbach, Mannsdorf und Wahlsdorf, und damit für das Vermögen verantwortlich. Außerdem hat man ihm vor 15 Jahren auch noch den Vorsitz im Pfarrgemeinderat aufgehalst. In einer solchen Situation des Kümmerns und Organisierens soll ein Pfarrer als Seelsorger wirken. Er soll Beziehungen zu den Menschen aufbauen, er soll trösten, beistehen, die Liebe und Güte Gottes verkörpern – und dafür immer genügend Zeit haben. Geht denn das überhaupt? Hat so ein Mann dafür wirklich genügend Zeit? Diese Fragen drängen sich geradezu auf. Mein Vorgänger Otto Gascher hat immer wieder davon gesprochen, dass es dieselben Menschen sind, für die ein Pfarrer und ein Bürgermeister Sorge tragen. Dass sie sich, verehrter Herr Pfarrer Helm, bei allen militärischen Äußerlichkeiten, auch der seelischen Not der Menschen angenommen haben, das hat mir erst jüngst das Beispiel eines jungen Mannes gezeigt. Diese Seelsorge geschieht oft im Verborgenen, und ist aber sehr, sehr wichtig. Auch dafür möchte ich ihnen danken, dass sie sich der Menschen in unserer Gemeinde angenommen haben.

Es hat Zeiten gegeben, da war die Pfarrstelle von Schierling sehr begehrt. Einer ihrer Vorgänger, der in Schierling geborene Pfarrer Ignaz Loibl hat dafür sogar bezahlt, dass er diese Pfarrei bekam. Das wird aber möglicherweise eher an der Landwirtschaft und den damit verbundenen Einnahmemöglichkeiten gelegen haben. Der Pfarrer war eben der größte Bauer des Ortes. Auch sie stammen aus der Landwirtschaft. Ihr Geschick, sich in allen – vor allem auch praktischen Dingen – helfen zu können, mag da seinen Ursprung haben. Dass sie aber ein gescheiter Mensch sind, das haben wir immer wieder erfahren dürfen, wenn sie in Predigten Details aus der Wissenschaft einfließen ließen oder uns Originalübersetzungen der Bibel nahebrachten. Und dass sie gut singen können, das haben wir bei jedem Gottesdienst vernommen. Jetzt gehen sie also von der Oberpfalz in das benachbarte Sallach in Niederbayern. In Niederbayern waren sie ja schon vorher in Dingolfing gewesen. Und wiederum vorher als Militärpfarrer da und dort unterwegs. Geboren sind sie in Oberbayern. Ich weiß nicht, wie man das zusammenfassen soll, vielleicht am besten so: Ein Pfarrer zieht seine Kreise.

Lieber Herr Pfarrer Helm, ich darf ihnen im Namen des Marktes Schierling mit meinem Dank vor allem Glückwünsche mitgeben. Dass sie gesund und tatkräftig bleiben, dass sie mehr Zeit haben als in Schierling, dass sie auf gut meinende Menschen treffen, denen der Glaube etwas bedeutet, und dass sie zufrieden sind. In wenigen Tagen werden sie 70. Ich habe mir sagen lassen, dass das eigentlich noch kein Alter ist. Genießen sie also bitte diese Zeit. Und behalten sie uns – die Gänshänger – in guter Erinnerung. Wie wir sie auch. Gerne geben wir ihnen etwas mit auf den Weg, nämlich einen bayerischen Löwen der Manufaktur Nymphenburg. Nicht zuletzt deshalb, weil sie uns beständig die Bayernhymne nahegebracht haben.

Alles Gute, Herr Pfarrer Helm.

Begrüßung Pfarrer Pastötter 

Sehr geehrter Herr Pfarrer Bernhard Pastötter, seien Sie uns herzlich gegrüßt in Schierling!

Als neuer Seelsorger und als neuer Bürger unseres Marktes Schierling. Und mit ihnen darf ich sehr herzlich ihre Eltern, ihren Bruder, sowie die Leitung des Klosters St. Michael Paring begrüßen. Seit gestern weiß ich, dass wir auch eine Verstärkung in unserer Pfarrei bekommen, und zwar mit Pastoralassistent Alexander Straub. Seien auch sie herzlich gegrüßt. Wir freuen uns, dass sie – und sehr viele unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger - heute zum Empfang unseres neuen Schierlinger Pfarrers gekommen sind. Sehr geehrter Herr Pfarrer, ich darf Ihnen in knappen Worten unsere Gemeinde vorstellen:

• Es leben derzeit gut 8.200 Bürgerinnen und Bürger in der gesamten politischen Gemeinde Schierling,

▪ davon 6.049 auf dem Gebiet ihrer künftigen Pfarrei,

▪ davon wiederum sind (nur noch) 3.919 Personen oder 64,7 Prozent römisch-katholischer Konfession.

• Bei uns gibt es eine Grund- und Mittelschule, die nach dem bedeutenden Benediktinerpater Placidus Heinrich benannt ist.

• Es gibt viele Kindertagesstätten, von denen zwei – nämlich St. Michael und St. Wolfgang – in der Trägerschaft der katholischen Pfarrkirchenstiftung sind.

• Wir betreiben eine sehr erfolgreiche Marktbücherei, für die ein Kooperationsvertrag zwischen Gemeinde und Pfarrei besteht.

• Wir haben nicht zuletzt aufgrund unserer guten Verkehrsinfrastruktur und der ärztlichen Versorgung eine beachtliche Zuzugsquote.

• Und es gibt in unserer Gemeinde derzeit etwa 3.000 Arbeitsplätze.

Wir sind die südlichste Gemeinde der Oberpfalz, die im Westen, Süden und Norden von Niederbayern umschlossen ist. Für sie – auch wenn sie aus Oberbayern kommen – ist das nichts neues. Denn sie sind seit vielen Jahren mit dem Kloster Paring verbunden, das nur zwei Kilometer entfernt ist. Aus unserer Chronik geht nicht hervor, ob schon einmal ein Ordensmann Pfarrer von Schierling gewesen ist. Es gibt Beispiele dafür, dass so eine Konstellation erfolgreich sein kann. Ich bin aber sicher, dass es dafür eine gewisse Sensibilität auf verschiedenen Seiten braucht. Wir Schierlinger müssen akzeptieren, dass sie neben unserer Pfarrei noch an eine kirchliche Einheit angebunden sind, und dass es dort möglicherweise für sie Verpflichtungen gibt. Wir können das, weil wir tolerant und weltoffen sein wollen. Gleichzeitig sind wir es aber gewohnt, dass der Pfarrer von Schierling „unser“ Pfarrer ist. Ein Seelsorger,

• der in erster Linie für unseren Glauben,

• für unsere Sorgen, • für unsere Freuden und

• für unseren Trost da ist.

Trotzdem wünschen wir uns jemanden, der auch unserer Lebensart in der Weise entspricht, dass er nämlich über den Tellerrand – bei ihnen wohl besser: über den Kirchturm – hinaus schaut. Der neben den beiden Säulen „Verkündigung“ und „Liturgie“ auch der dritten Säule, der „Caritas“ als tätige Nächstenliebe - über alle Grenzen hinweg - besondere Beachtung schenkt. Dass sie das können, entnehmen wir nicht zuletzt dem Zeitungsbericht über ihre Verabschiedung als Kaplan von Dingolfing. Und nicht zuletzt deshalb freuen wir uns auf sie. Und wir freuen uns auch sehr, dass sie trotz der geplanten umfangreichen Renovierung des Pfarrhofes in ihrer Pfarrei – in Schierling – wohnen werden. Und ausgerechnet in der Wohnung ihres Vor-Vorgängers, unseres Freundes Pfarrer Hans Bock. Dieses Leben bei uns und mit uns macht sie zu einem von uns, und das wird für die Menschen sehr wichtig sein. Lassen sie mich bitte auf noch etwas hinweisen: Sie sind nach unseren Recherchen seit etwa 240 Jahren der jüngste Priester, der die Pfarrei Schierling übernimmt. Vielleicht ein bisschen jünger war nur Pfarrer Josef Häring, der 1783 mit 34 Jahren seinen Dienst antrat. Er blieb 34 Jahre. Gerade dieser Pfarrer ist verewigt auf dem „Schönen Bild“ im Pfarrhof Schierling. Denn er war damals blind und brachte trotzdem die Eucharistie zu den verwundeten und sterbenden Soldaten auf dem Schlachtfeld der „Schlacht bei Eggmühl“ vom 22. April 1809. Sehr geehrter Herr Pfarrer Pastötter, ich habe schon vor einer Woche bei der Verabschiedung ihres geschätzten Vorgängers Pfarrer Josef Helm darauf hingewiesen, dass in unserer Gesellschaft einem Priester nach wie vor eine herausragende Rolle zugewiesen wird. Eine wegweisende und dienende Rolle gleichzeitig. Als Seelsorger und als eine Autorität gleichermaßen. Als jemand, der auch in die Zivilgesellschaft einer Gemeinde hineinwirkt. Wir halten die Ökumene sehr hoch, denn es geht um den einen Gott und um den einen christlichen Glauben, den wir derzeit noch in verschiedenen Konfessionen leben. Gleichzeitig halten wir nichts von extremen Vorstellungen in der Kirche, von angeblichen Traditionen, die gerade einmal 300 Jahre zurückreichen und schon gar nichts von Mechanismen, die Menschen beherrschen, unterdrücken oder erdrücken können. Sehr geehrter Herr Pfarrer Pastötter, ich darf sie herzlich bitten, dass sie ein Teil dieser Gesellschaft werden. Und ich möchte ihnen – im Namen unserer gesamten Gemeinde - von Herzen anbieten, dass wir Partner werden, uns gegenseitig höchsten Respekt entgegenbringen und im Geiste unseres christlichen Glaubens uns gegenseitig ermutigen, tragen und stützen.

Glückauf in eine gemeinsame gute Zukunft, Herr Pfarrer Pastötter und Herr Straub! Ich wünsche ihnen alles Gute, insbesondere, dass sie sich wohlfühlen bei uns! 

Bei den Feierlichkeiten wirkten einmal die Blaskapelle „Schirelinga“ und einmal die Schierlinger Doafmuse mit, und sämtliche Vereine aus dem Gebiet der Pfarrgemeinde nahmen mit Fahnenabordnungen teil.

Text und Fotos: Fritz Wallner