Am kommenden Sonntag, dem Palmsonntag, wird um 11 Uhr im ältesten Schulhaus durch den Münchner Kabarettisten Christian Springer die Ausstellung „Alles rief Heil“ eröffnet. Mit ihr wird an den „Hitler-Putsch“ am 8. November 1923 im Bürgerbräukeller München erinnert. Die Initiatoren Kerstin Schweiger und Bürgermeister Christian Kiendl sehen in der Installation die wichtige Chance, aus der leidvollen Erfahrung der Geschichte zu lernen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.  

Als vor 100 Jahren Adolf Hitler im Bürgerbräukeller auf einen Stuhl stieg und zum Putsch aufrief, hatte er das Ziel, die parlamentarische Demokratie zu beseitigen und eine nationalsozialistische Diktatur zu errichten. Auch wenn das zu diesem Zeitpunkt missglückte, so schaffte er später doch und stürzte das deutsche Volk damit in eine bis dahin unvorstellbare Katastrophe.
Im Jahr 2020 hat der Kabarettist und Autor Christian Springer in München die Initiative „Schulterschluss“ gegründet. Diese ist in den Bereichen kultureller und politischer Bildung tätig. Erinnerungskultur und demokratische Prozesse stehen dabei im Mittelpunkt. „Schulterschluss“ ist auch Organisator der Schierlinger Ausstellung. Ursprünglich geht es bei „Alles rief Heil“ um eine Kunstinstallation, die aus einem knapp 5 Meter hohen Stuhl mit einem Gewicht von rund fünf Tonnen und begleitenden Texttafeln besteht. Zuerst war er in München am Gasteig, dann in Regensburg am Haidplatz aufgestellt. Derzeit steht er in Straubing und weitere Städte werden folgen. Der Stuhl aus der Installation hat keine Sitzfläche, sondern lediglich die Fußabdrücke sind zu sehen. Es soll symbolisiert werden, dass nie wieder jemanden die Möglichkeit gegeben wird, solche Gräuel wie damals zu begehen.

Als kleine Version der Installation werden in Schierling Texttafeln ausgestellt. Es ist, auch wenn der Originalstuhl nicht da ist, inhaltlich alles wiedergegeben, was man auf den Texttafeln der originalen Installation lesen kann. Auch die Illustrationen, die extra für die Installation von Anselm Magnus Hirschhäuser erstellt wurden, werden abgedruckt, sowie einige Zitate und Infos aus der Zeit 1922/1923.

Die Ausstellung ist ein Appell an die heutige Gesellschaft, sich den rechtsextremistischen, antisemitischen und menschenfeindlichen Tendenzen der Gegenwart entschlossen entgegenzustellen. Niemals mehr darf der Versuch zugelassen werden, die Demokratie mit den Mitteln von Gewalt, Propaganda und Einschüchterung abzuschaffen.
Wie schnell sich die Massen von Diktator Adolf Hitler verführen ließen, zeigt auch das Handeln der Bevölkerung von Schierling vor 91 Jahren. Ende März 1933 war es nach der ersten Sitzung des Reichstages unter nationalsozialistischer Dominanz in Schierlings Ortsmitte zu einem Auflauf gekommen, wie es ihn vorher noch nicht gegeben hat. Die Schule, der Gemeinderat, sämtliche Ortsvereine waren auf den Beinen, als auch die Schierlinger damals Hitler huldigten und „Heil“ riefen. Der damalige Schulleiter sah mit Adolf Hitler gar einen neuen Frühling aufziehen. Doch tatsächlich sollte die schrecklichste Zeit in der Weltgeschichte anbrechen.
„Demokratie ist alternativlos“, sagt Christian Springer und setzt sich deshalb enorm dafür ein.

Ausstellung

Der Kabarettist und Autor Christian Springer wird am Sonntag gegen 11 Uhr anwesend sein und selbst die Eröffnungsansprache halten. Er hat 2020 die Initiative „Schulterschluss“ (www. schulterschluss-initiative.de) gegründet. Zu sehen ist die Ausstellung dann bis 16 Uhr und auch an folgenden Sonntagen. Ausgestellt wird im ältesten Schulhaus an der Straße „Hundsmarkt“. Parkmöglichkeiten gibt es an der Hauptstraße, nicht aber vor dem Gebäude, dessen Ursprung auf das Jahr 1609 zurückgeht.

Text: Fritz Wallner