Willibald Schreiner stand 18 Jahre (1960 – 1978) an der Spitze der Gemeinde Eggmühl

EGGMÜHL | 09.11.2020. Nicht nur Eggmühl, Unterdeggenbach, Lindach, Walkenstetten und Kraxenhöfen trauern um ihren Altbürgermeister Willibald Schreiner, der am Freitagmorgen im Alter von 91 Jahren in der Klinik Mallersdorf überraschend verstorben ist. Denn der Markt Schierling insgesamt verliert einen engagierten Bürger, der sich schon in sehr jungen Jahren für die Geschicke der Kommune interessierte und sich für deren gute Zukunft einsetzte.

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Eggmühls Altbürgermeister Willibald Schreiner +

Willibald Schreiner aus Kraxenhöfen stand 18 Jahre lang, von 1960 bis zur Eingemeindung in den Markt Schierling im Jahre 1978, als Erster Bürgermeister an der Spitze der damaligen Gemeinde Eggmühl. Schon im Jahre 1956 war er mit gerade einmal 27 Jahren in den damals achtköpfigen Eggmühler Gemeinderat gewählt worden.
Ursprünglich stammte er aus Hagelstadt, wo er am 6. Juni 1929 als achtes Kind seiner Eltern Josef und Christine Schreiner geboren wurde. Mit drei Jahren kam er nach Kraxenhöfen, nachdem die Eltern dort einen Bauernhof eingetauscht hatten. Weil er ein besonders intelligentes Kind war, kam er ins Gymnasium nach Regensburg.

Vom Gymnasium zum Bauernhof

Diese Schulausbildung musste er mit 15 Jahren abbrechen und an den elterlichen Hof zurückkehren, nachdem sich sein Bruder im Krieg eine schwere Fußverletzung zugezogen hatte. Er war für die Arbeit gebraucht worden. „Da bin ich halt Landwirt geworden!“, hat er das einmal in seiner unaufgeregten Art kommentiert. 1953 heiratete er Maria Ottl aus dem nahen Unterlaichling und aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Er konnte sich auch sehr über fünf Enkel- und sechs Urenkelkinder freuen. Auch wenn er 1989 den Hof an seinen Sohn Willibald übergab, so half er doch weiterhin tatkräftig mit und war an der Entwicklung der Landwirtschaft sowie des Waldes interessiert. Mit seinem Traktor war er noch bis vor kurzer Zeit in Flur und Wald unterwegs gewesen. Und bis zuletzt war er an allem, was sich in der Gemeinde und auf der Welt tat, sehr interessiert. Für das Lesen der Heimatzeitung war meistens der ganze Vormittag reserviert. Er freute sich über jeden Besuch, mit dem er sowohl aktuelle Themen als auch Erinnerungen aus der Vergangenheit austauschen konnte.

Schule, Wasserversorgung, Straßen

Seine politische Laufbahn begann bereits 1956 mit der Wahl in den Gemeinderat. Vier Jahre später schaffte er bei der Bürgermeisterwahl, trotz eines Gegenkandidaten, mit einer Zweidrittelmehrheit den Sprung an die Spitze. Mit jeweils über 90 Prozent der Stimmen erfolgte die Wiederwahl in den Jahren 1966 und 1972. Während Schreiners Amtszeit wurde die Volksschule mit Turnhalle neu gebaut und im gesamten Gemeindegebiet die Wasserleitung neu verlegt. Auch viele damals unbefestigte Gemeindestraßen wurden asphaltiert, „soweit es der Etat hergab“, wie der sparsame Kommunalpolitiker später herausstellte. Damals zählte die Gemeinde Eggmühl etwa 700 Einwohner.

Sparsamkeit und Geduld

Diese Zahl konnte durch die Ausweisung von Bauland in Unterdeggenbach auf etwa 1000 gesteigert werden. Obwohl es eine offizielle Gemeindekanzlei mit Else Deubel als Gemeindeschreiberin gegeben hat, spielte sich ein beachtlicher Teil seiner Bürgermeistertätigkeit in der heimischen Wohnung ab. Die Art und Weise seiner Amtsführung hat auch seiner Frau Maria Respekt abgenötigt. „Ich habe mich oft gewundert, mit welcher Ruhe mein Mann die Probleme anhörte und nach Lösungen suchte“, hat sie im Jahre 2009 einem Zeitungs-Lokalreporter in den Block diktiert.
Willibald Schreiner hatte weitere Ehrenämter bei der Feuerwehr und anderen Vereinen inne. Zuletzt würdigte Schierlings Bürgermeister Christian Kiendl die Lebensleistung Schreiners anlässlich dessen 90. Geburtstages. Als Eggmühl als eigene Gemeinde aufgehört hatte zu bestehen, zog sich der Altbürgermeister von der aktiven Kommunalpolitik zurück. Er bliebt aber trotzdem aktiv, wie etwa als ehrenamtlicher Hagelschätzer, was ihm in Niederbayern und der Oberpfalz Anerkennung einbrachte. Vor gut einer Woche war er so schwer erkrankt, dass er in die Klinik Mallersdorf eingeliefert werden musste, wo er schließlich verstarb.

Text und Foto: Fritz Wallner