Bürgermeister Christian Kiendl legt bei Bürgerversammlung ausführlich Rechenschaft ab

SCHIERLING, 26.12.2019. Er fühle sich sehr gut informiert, sagte Rudi Blaschko nach den etwas über eine Stunde dauernden Ausführungen von Bürgermeister Christian Kiendl bei der Bürgerversammlung am Donnerstagabend. Das galt scheinbar für fast alle der rund 115 Besucher, denn viele Wortmeldungen oder großen Redebedarf gab es nicht.

Das Ortszentrum von oben

Der Platz vor dem Seniorenheim im Ortskern Schierling wird im nächsten Jahr besonders gestaltet

Recht harmonisch lief die Bürgerversammlung für den Hauptort Schierling im vollen Saal des Topfours ab. In seinem Rechenschaftsbericht legte Kiendl eine Vielzahl von Themen vor, die in den letzten Jahren abgearbeitet wurden. Kiendl ist seit fast zwölf Jahren Bürgermeister und nutzte die Bürgerversammlung auch, um seine Amtszeit – durchaus mit einigen selbstkritischen Tönen – zu bilanzieren: „Ich bin nicht frei von Fehlern und Schwächen. Aber ich versichere ausdrücklich, dass ich jeden Tag auch an mir selbst arbeite.“ Es gebe keine Reihenfolge der Wichtigkeit der Themen, es gibt nur eine außergewöhnliche Fülle und Vielfalt, meint er.

Einwohnerzahl liegt stabil über 8.000

Innerhalb des Marktes sei die Zahl der Arbeitsplätze um etwa 1.000 auf jetzt rund 3.000 angestiegen. Auch bei den Einwohnern habe der Markt um über 900 zugelegt. Die Einwohnerzahl liege stabil über 8.000. Diese Zahlen seien ein Beweis für die gestiegene Attraktivität Schierlings. Überhaupt sei der Markt auf vielen Gebieten gut aufgestellt. „Bei uns ist der Ortskern nicht tot, wie in anderen Gemeinden geklagt wird, bei uns ist er vital geworden. Weil der Marktgemeinderat die Voraussetzungen dafür geschaffen hat und weil meistens Private für die Umsetzung gesorgt haben“, sagt er. Mit dem Bau des Hotels und weiteren neuen Gästezimmern gehe ein jahrzehntelanger Wunsch in Erfüllung. Neue Wohnbaugebiete wurden ausgewiesen, insbesondere für Familien, aber noch viel mehr Wohnungen seien durch die Verdichtung im Ortskern entstanden – 56 auf dem ehemaligen Nock-Grundstück, sowie weitere 60 an der Jahnstraße, Eggmühler Straße, Hauptstraße, Ganghoferstraße, Jakob-Brand-Straße, Leierndorfer Straße und Loiblstraße und es sollen weitere folgen. „Das ist konkretes Flächensparen“, sagte Kiendl

Fronleichnamsprozession

Die Vernetzung der kulturellen Aktivitäten nannte der Bürgermeister als Ziel

Bau von Sozialwohnungen geplant

Geplant sei die Erweiterung des Wohnbaugebietes „Am Regensburger Weg“. Und der Marktgemeinderat habe sich darauf verständigt, dass im Ortskern 18 Wohnungen im Rahmen des staatlich geförderten, sozialen Wohnungsbaus errichtet werden, und zwar auf dem ehemaligen Schmal-Grundstück bei der Druckerei Kössinger in Schierling.

Das Thema Klimaschutz werde vom Markt seit fast zehn Jahren konsequent beackert. „Wir haben den Energieverbrauch in unseren gemeindlichen Gebäuden und Einrichtungen um 40 Prozent gesenkt. Auf unserem Gemeindegebiet werden durchschnittlich 56 Prozent des von den Privathaushalten, Gewerbe- und Industriebetrieben sowie den kommunalen Einrichtungen verbrauchten Stroms selbst erzeugt“, sagte Kiendl.

Das Gemeindeoberhaupt steht dazu, die Nebenbahnstrecke Eggmühl-Langquaid „einigermaßen“ in Schuss zu halten, auch wenn das Geld koste und obwohl keiner wisse, ob die Strecke wirklich wieder aktiv sein wird.

Energiemanager

Energiesparen und umweltfreundliche Energie erzeugen, bleiben wichtige Aufgaben für den Markt Schierling

Nebenbahnstrecke soll erhalten bleiben

„Wenn wir aber heute die Bahnstrecke aufgeben, dann ist sie für alle Zeiten erledigt. Dann gibt es keine Reaktivierung mehr.“ Ziel sei es, dass man von Schierling nach Regensburg mit der Bahn fahren kann.

Viele weitere Themen wie Ausrüstung der Schule, Digitalisierung des Rathauses (unter anderem soll es eine neue Homepage geben), die gesicherte ärztliche Versorgung, Breitbandversorgung oder beitragsfreie Kindergartenplätze sprach er an. Als wichtige Themen der Zukunft nannte Kiendl unter anderem die Barrierefreiheit auf öffentlichen Wegen und in öffentlichen Gebäuden, ein neues Rathaus, das auf allen Gebieten den aktuellen und künftigen Standards genügen müsse. Klimaschutz und das Energiesparen seien ebenfalls eine Daueraufgabe.

Vernetzung der Kultur

Die Kultur und deren Vernetzung soll an Stellenwert gewinnen, genauso der Denkmalschutz. „Mein großes Thema ist und bleibt die Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in unserer Gemeinde“, sagte Kiendl zum Schluss.

Nach seinem Rechenschaftsbericht blieb der Redebedarf der Bürger klein. Rudi Blaschko fragte nach dem Stand bei der Muna – „seit zehn Jahren unverändert“, sagte Kiendl. Das 176 Hektar große Gelände gehöre nach wie vor dem Bund. Der größte Teil der Fläche werde wohl als Ausgleichsfläche für Straßenbaumaßnahmen des Bundes verwendet werden. „Was bleibt, weiß aktuell niemand“, sagte Kiendl. Angesprochen wurde der schlechte Zustand der Straße an der Mehrzweckhalle vorbei in Richtung Theresia-Gerhardinger-Straße. Auch würden dort übernacht parkende Transporter eine Gefahr darstellen. Die Marktverwaltung werde sich die Situation anschauen, eventuell könne das Teilstück auch beleuchtet werden. In diesem Bereich sei laut Kiendl auch eine Wohnbauentwicklung möglich.

Weihnachtsfrieden zum Schluss

Willi Amann zeigte sich im Großen und Ganzen zufrieden. Das Thema Barrierefreiheit sei aber seit Jahren bekannt, gerade der Fußgängerüberweg vor dem Rathaus stelle für Rollstuhlfahrer eine Barriere dar. Er fragte, ob der Übergang nicht versetzt werden könne. Wie Kiendl sagte, sei der Straßenbaulastträger das staatliche Bauamt. Der Markt habe bereits den Bordstein abgeschrägt. Problem sei aber wohl die Regenrinne, was der Markt schon mehrmals beim staatlichen Bauamt angemahnt habe. Bevor Amann noch mehr sagen konnte, lud ihn Kiendl zu einem Gespräch ins Rathaus ein. „Dann kannst Du mir sagen, was Dir nicht passt und musst es nicht über die Zeitung tun“, spielte Kiendl an den Leserbriefschreiber an. Amann nahm an und sorgte mit seinen Schlusswort für einen Lacher: „So, dann wünsch i eich etz frohe Weihnachten.“

„Außerordentlich geordnete Finanzen“

Der Markt habe „außerordentlich geordnete Finanzen“, entgegnete Bürgermeister Christian Kiendl bei der Bürgerversammlung so manchen – gerade in Zeiten der Haushaltsberatung – Mahnern und Warnern. Das habe das Landratsamt Regensburg als Rechtsaufsichtsbehörde bestätigt. Der Stand der Verbindlichkeiten des Marktes habe sich seit Kiendls Amtsantritt nicht geändert. Es waren 2008 gut 6,1 Millionen und zum Ende dieses Jahres wird er bei 5,73 Millionen sein. Abzuziehen sei eine Gesamtrücklage in Höhe von 730.000 Euro, somit blieben etwa fünf Millionen Euro. Dabei habe der Markt 24,9 Millionen Euro investiert, zum Beispiel ins Feuerwehrzentrum, in die Abwasserbeseitigung, in Kindertagesstätten und vieles mehr. „Das Wichtigste in diesem Zusammenhang: Wir bezahlen heute für unsere Schulden im Jahr etwa 72.000 Euro Zinsen, das sind 6.000 Euro im Monat.“ Im Jahre 2008 hätte der Markt bei gleichem Schuldenstand 313.000 Euro im Jahr an Darlehenszinsen bezahlt. „Das muss man sich anschauen, wenn man über Geld redet!“

Zehn Jahre Kommunalunternehmen

Kiendl ging auch ausführlich auf das Kommunalunternehmen ein, das heuer sein zehnjähriges Bestehen beging. Das Unternehmen habe derzeit ein Vermögen von etwa 15 Millionen Euro. Die Bankschulden beliefen sich auf gut acht Millionen Euro. „Für diese acht Millionen bezahlen wir im Jahr etwa 40.000 Euro Zinsen. Das entspricht einem durchschnittlichen Zinssatz von 0,5 Prozent.“

Kiendl machte klar, dass es beim Kommunalunternehmen nicht um Steuergelder ginge. „Das Unternehmen erhebt keine Steuern und es bekommt auch von der Gemeinde keine Zuschüsse aus Steuern“, betonte er. „Es kauft mit vorhandenen angesparten Mitteln, vor allem aber finanziert über Kredite, Grundstücke an, erschließt diese und verkauft sie an die Kunden. An Familien, an Bauträger, an Gewerbetreibende – Groß und Klein. Das Unternehmen kümmert sich darum, dass dies so günstig wie möglich erfolgt.“ Und Kiendl machte deutlich, dass allein der Marktgemeinderat über Flächennutzungs- sowie Bebauungspläne die Entwicklung der Gemeinde bestimme, nicht das Kommunalunternehmen.

Fotos: Fritz Wallner