Gedenken an die Opfer und Mahnung für den Frieden

Kriege sind in aller Regel sinnlos, sind meistens ausgelöst durch machthungrige Diktatoren und fordern Opfer bei den Soldaten und der Zivilbevölkerung. Das zwanzigste Jahrhundert war dominiert von Kriegen. In zwei Weltkriegen starben schätzungsweise 80 Millionen Menschen. Auch viele Schierlinger waren darunter, an die am Kirchberg mit einem Kriegerdenkmal besonders erinnert wird. Der Markt Schierling ließ jetzt das Denkmal aktuell grundlegend sanieren und die Schrift durch Steinmetz Knüpfer so erneuern, dass sie wieder gut lesbar ist.
Knüpfer hatte vom Markt den Auftrag bekommen, das seit 1951 bestehende gesamte Kriegerdenkmal aus hellem Granit mit einem Niederdruck-Rotations-Wirbel-Verfahren an Ort und Stelle zu reinigen. Die beiden Denkmal-Teile mit den Namen der gefallenen und vermissten Soldaten brachte man in die Werkstatt, wo sie gereinigt, getönt und überschliffen wurden. Die Schriftbilder wurden per Hand mit Durol Steinfarbe „Kupfer-Tönung“ nachgezogen. Bürgermeister Christian Kiendl besichtigte zusammen mit Fritz Watter und Erwin Hüttenkofer von der Krieger- und Reservistenkameradschaft die gelungene Arbeit, für die 6500 Euro investiert wurden.

Sechs Gefallene 1870/71

Der Granitsockel des Denkmals trägt die Jahreszahl „1901“, was wohl ein Hinweis darauf ist, dass bereits zu dieser Zeit, wenn auch an anderer Stelle, an die gefallenen Soldaten erinnert wurde. Richard Rohrer legt in seiner aktuell aufgelegten Chronik dar, dass der Krieger- und Veteranenverein Schierling am 14. Juli 1901 am Rathausplatz ein Kriegerdenkmal „Zur Erinnerung an die im Feldzuge 1870/71 gefallenen Krieger von Schierling und Umgebung“ enthüllen ließ. Bereits am 12. März 1901, „dem 80sten Geburtstag Sr. Kgl. Hoheit des Prinz-Regenten Luitpold“ war der Grundstein dafür gelegt worden. Die sechs aus Schierling, Mannsdorf und Moosholzen stammenden Soldaten waren alle im November und Dezember 1870 „b. Orleans“ umgekommen, wie auf dem Obelisk aus schwarzpoliertem schwedischen Marmor zu lesen ist. Die Schlacht von Orléans am 3. und 4. Dezember 1870 war eine Schlacht des Deutsch-Französischen Krieges. Dabei traf die französische Loire-Armee mit einer Stärke von etwa 80000 Mann auf die zweite Armee des Kronprinzen Friedrich, unter anderen mit dem I. Königlichen Bayerischen Korps, mit zusammen rund 30000 Mann. Die Schlacht endete zwar mit einem deutschen Sieg. Auf beiden Seiten waren über 8000 Tote zu beklagen, darunter auch Schierlinger.

Ehrenmal bestand nur 20 Jahre

Ein weiteres Kriegerdenkmal war am 15. Juli 1923 an der Stirnseite des Kirchenaufgangs als „Ehrenmal für die gefallenen und vermissten Heimatsöhne 1914/18“ enthüllt worden. Richard Rohrer gibt auch einen Hinweis auf die Finanzierung, wenn er den Zeitungsbericht im „Laberboten“ so zitiert: „Errichtet durch den Opfersinn liebender Angehöriger, dankbarer Schierlinger Bürger und treuer Kriegskameraden“. Dieses Denkmal war sehr repräsentativ, ragte über die jetzigen Geländer am Zwischenpodest des Kirchenaufgangs weit hinaus und bestand aus einer kapellenartigen Vertiefung, in der zwei Marmortafeln mit den Namen der Gefallenen und Vermissten untergebracht waren. Im Ersten Weltkrieg starben mehr als neun Millionen Soldaten, darunter über zwei Millionen aus Deutschland, und darunter wiederum wohl 61 aus Schierling. Dieses Kriegerdenkmal hatte – aus welchen Gründen auch immer – nur bis 1943 Bestand und wurde dann von den Nazis entfernt.

70 Birkenkreuze als Provisorium

Für die Toten und Vermissten des Zweiten Weltkrieges wurde schließlich ein provisorisches Mahnmal gestaltet. Für jeden gefallenen Soldaten stellte man an der Südseite der Pfarrkirche ein schlichtes Birkenkreuz auf, insgesamt bis zu 70. 1949 wünschte Pfarrer Laubmeier, dass die Kreuze entfernt werden und er schlug vor, an der Lourdes-Grotte zwei Gedenktafeln anzubringen. Dieser Vorschlag wurde offenbar nicht weiterverfolgt, so dass nach den Ermittlungen von Richard Rohrer Ende Juli 1951 die neue Kriegergedächtnisstätte in der Grünfläche an der Kirchensüdseite gebaut wurde, wo sie noch heute steht. Aus der Gemeindekasse musste damals nur ein Defizit von 753,88 DM ausgeglichen werden.

Auch Mahnung für den Frieden

Richard Rohrer befasst sich in seiner Chronik auch ausführlich mit den Opferzahlen der beiden Weltkriege, bezieht darin die Zusammenstellungen und Ermittlungen des bereits verstorbenen Sebastian Kiendl und die Sammlungen von Gerhard Schneider ein. Er kommt zu dem Schluss, dass Schierling einen hohen Blutzoll für die Kriege zahlen musste. Heute wird offiziell jährlich am Volkstrauertag dieser Opfer gedacht. Es geht dabei sowohl um die Opfer der Kriege, der Soldaten und Zivilisten, als auch um die Mahnung für den Frieden. Diese Mahnung wird immer wichtiger, je weiter sich die schrecklichen Ereignisse der Kriege vom Bewusstsein der Bevölkerung entfernen.

schierling kriegerdenkmal neue schrift 011
Das Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege des letzten Jahrhunderts wurde saniert und die Schrift
erneuert, von dem sich Bürgermeister Christian Kiendl sowie Fritz Watter und Erwin Hüttenkofer von der Krieger- und Reservistenkameradschaft
überzeugten

schierling kriegerdenkmal 02 rathausplatz 1870 711
Bereits 1901 war das Denkmal für sechs im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 bei Orleans Gefallenen ein Denkmal in Gestalt eines Obelisk am
Rathausplatz errichtet worden

Text und Fotos: Fritz Wallner