Dorfplatz und Dorfgemeinschafts-Feuerwehrhaus kann Vorzeigeprojekt werden

PINKOFEN. Das Dorf Pinkofen hat sich im Kern grundlegend erneuert. Der Markt Schierling war dabei als Initiator und Hauptfinanzier, der Freistaat Bayern und die Europäische Union als Sponsoren tätig. Bei der ökumenischen Einweihungsfeier von Dorfplatz und Dorfgemeinschaftshaus mit den Pfarrern Dr. Joseph Vattathara und Uwe Biedermann spielte die Schierlinger Doafmuse auf und das Dorf zeigte eindrucksvoll, dass es über alle Generationen hinweg aktiv lebt und feiern kann. Nicht nur dafür gab es von Bürgermeister Christian Kiendl ein dickes Lob.
Nach zehnjähriger Diskussions-, Planungs- und Bauphase wurde für die Neugestaltung der Freiflächen und das imposante Dorfgemeinschaftshaus mit dem Feuerwehrhaus sowie für die nutzenden Menschen unter den Schutz Gottes gestellt. Pfarrer Biedermann hielt die Maßnahmen für sehr wichtig, damit die Menschen nicht soweit auseinanderdriften, dass sie sich nichts mehr zu sagen haben.

Einheit in Vielfalt wird sichtbar

Es seien Orte wichtig, wo die Einheit in Vielfalt sichtbar wird, „und das Dorfgemeinschaftshaus ist schon vom Namen her ein solcher Ort“, so Biedermann. Es gehe darum, dass sich die Großeltern am Glück der Kinder erfreuen und jederzeit die Dorfgemeinschaft zu spüren sei, wie unterschiedlich die einzelnen Lebensentwürfe auch sein mögen. Dazu brauche man Gott, der jede Gemeinschaft wachsen lasse. Pfarrer Vatthathara sprach die Segensgebete und besprengte das Werk mit Weihwasser. Außerdem segnete er ein Kreuz, das im Haus platziert wird.
Ein sehr großer Teil des Dorfes war mit dem Marktgemeinderat, Bürgermeister a. D. Otto Gascher und weiteren Ehrengästen versammelt, als Bürgermeister Christian Kiendl zu Beginn seiner Ansprache feststellte: „Was wir hier und heute in Pinkofen einweihen, hat das Zeug, ein Vorzeigeprojekt der Dorfentwicklung zu werden.

Enormer Wandel im Dorf

Es ist entstanden als eine Frucht aus dem Prozess der ganzheitlichen Gemeindeentwicklung des Marktes Schierling, der seit Jahrzehnten zusammen mit der Bürgerschaft läuft und dessen Ergebnisse Zug um Zug umgesetzt werden.“ Auch Pinkofen, das ehemals bedeutende „Pfarrdorf“, habe in den letzten Jahrzehnten eine beachtliche Entwicklung vollzogen. Bis 1948 seien nahezu alle damaligen Berufsstände im Dorf ansässig gewesen, von der Schmiede bis zur Wagnerei, Schusterwerkstätte, Metzger, Kramerläden und Wirtshäusern. Es gab bis 1962 eine eigene Raiffeisenkasse und bis 1967 die zweiklassige Verbandsschule Pinkofen-Zaitzkofen. Das alles sei aufgegeben worden, doch bleibe – gottseidank - als ein Novum, dass Helmut und Sieglinde Höglmeier die Metzgerei und einen Getränkehandel betreiben, mit dessen erweitertem Angebot wenigstens ein Teil der Grundversorgung noch vor Ort möglich sei.

Heimatliebe und Engagement

Das alte Schulhaus habe weit länger als einhundert Jahre hinweg zusammen mit dem als Rest einer alten Kirche bestehenden Leichenhaus den Ortsmittelpunkt gebildet. Das alles sei nicht mehr besonders attraktiv gewesen, schon gar nicht das Gebäude“, so der Bürgermeister.
Kiendl lobte die Pinkofener für ihre Heimatliebe und ihr Engagement. Viele hätten ihre Hofstellen aufgegeben, die Wohnhäuser dafür entweder attraktiv hergerichtet oder ganz neu gebaut. Der Diskussions- und Planungsprozess der letzten zehn Jahre habe bewiesen, dass die Dorfgemeinschaft zusammenhalten und zusammenarbeiten kann. „Aber ihr könnt auch vernünftig streiten, zum Beispiel über den möglichen Erhalt des alten Schulhauses, wenn ich mich gut erinnere“, fuhr er fort. Wie wichtig eine angemessene - überlieferte oder neue - Bausubstanz für einen Ort, speziell auch für das Ortsbild sei, das habe Pinkofen drastisch erlebt, als eines der bedeutenden Bauernhäuser illegal abgerissen wurde.

Ortsbild pflegen

Plötzlich sei klar gewesen, dass etwas fehlt: etwas Unwiederbringliches, das ein Loch in das Dorfensemble gerissen hat. „Wir sind mit dem neuen Gebäude einen anderen Weg gegangen. Einen, der sowohl dem Willen der Bürgerschaft entspricht, gleichzeitig aber Garant für die Sicherung der baulichen und sozialen Identität ist“, bekräftigte Kiendl. Auch das sei Kultur, bei der um das Schöne und Wertvolle gerungen werden müsse. Pinkofen habe gezeigt, was es heißt, das Dorf zu erneuern und gleichzeitig die Heimat zu bewahren.

„Haltet bitte Frieden im Dorf“

Kiendl dankte allen, die sich auf irgendeine Art und Weise engagiert oder das gut 1,7 Millionen Euro teure Projekt finanziert haben. Er bat die Dorfgemeinschaft, aufeinander zu schauen, Frieden im Dorf zu halten, geduldig mit den Kindern und nachsichtig mit den Alten zu sein. Denn in einem solchen Miteinander könne die gesamte Maßnahme einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass die Sehnsucht vieler Menschen nach einem intakten, überschaubaren Lebensraum in Erfüllung geht und die ländliche Idylle – in einer modernen Zeit – ihren besonderen Reiz behält. Die gesamte Begrüßungsansprache kann hier nachgelesen werden.

Beispielgebende Zukunftsentwicklung

Stellvertretender Landrat Willi Hogger sprach von einem „wunderbaren Mittelpunkt“ und erwähnte besonders auch den Spielplatz. Es sei eine Stärke der Kommunalpolitik, dass sie die Bürgerinnen und Bürger unmittelbar mitgestalten lassen kann. Das Amt für ländliche Entwicklung sei für solche Prozesse ein hervorragender Partner. Hogger dankte dem Bürgermeister und Marktgemeinderat auch dafür, dass sie mit dem neuen Feuerwehrhaus in die Sicherheit der Bevölkerung investiert haben. Er sah den seit Jahrzehnten laufenden Prozess der Zukunftsentwicklung des Marktes Schierling beispielgebend für viele Gemeinden im Landkreis. Die eingesetzten Gelder seien mit Sicherheit gut investiert.

Stolz der Dorferneuerung

Bauoberrat Alexander Lukas vom Amt für ländliche Entwicklung bestätigte dem Dorf, selten ein so großes Interesse erlebt zu haben. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass die Bevölkerung mitgestalten und etwas bewegen möchte. Es seien bei den Beratungen und Planungen immer die Bedürfnisse aller Generationen im Fokus gestanden. Dabei spielte die Aufenthaltsqualität eine große Rolle und auch der Erhalt von prägenden Elementen, wie dem großen Kirschbaum. „Wir sind auf die Erfolge so stolz wie sie!“, so Lukas. Mit einer Brotzeit wurde unter den Flaggen von Europa, Bayern und dem Markt Schierling das Jahrhundertwerk gefeiert. Bei einem Tag der offenen Tür stießen besonders die neuen Räume auf großes Interesse.

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Das Dorfgemeinschaftshaus mit Platz für die Feuerwehr bildet das Zentrum des erneuerten Dorfplatzes von Pinkofen, zu dem auch Außenanlagen mit
Dorfbrunnen, Kinderspielplatz, Maibaum und barrierefreier Bushaltestelle gehören

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Den Schutz und Beistand Gottes erbaten die Pfarrer Dr. Joseph Vattathara (rechts) und Uwe Biedermann

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Bürgermeister Christian Kiendl lobte die Dorfgemeinschaft für ihr großes Engagement und bat um weiterhin kräftigen Zusammenhalt

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Stellvertretender Landrat Willi Hogger sah den Gemeindeentwicklungsprozess Schierlings als beispielgebend an

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Bauoberrat Alexander Lukas vom Amt für ländliche Entwicklung war stolz auf das gelungene Werk

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Viele Dorfbewohner und Ehrengäste nahmen am Festakt teil

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Zu den Außenanlagen gehören auch Kinderspielplatz, Bushaltestelle und ein Dorfbrunnen

Fotos: Fritz Wallner