Nach 10 Jahren Planung und Bau im Rahmen der Dorferneuerung und Gemeindeentwicklung des Marktes Schierling

PINKOFEN | 02.10.2020. Nach zehn Jahren der Bürgergespräche, des Planens und Bauens wird am Freitag, 2. Oktober, das grundlegend erneuerte Dorfzentrum von Pinkofen eingeweiht. Das neue Dorfgemeinschaftshaus und die Platzgestaltung entsprechen den städtebaulichen Anforderungen als Ort der Identifikation der Bürgerschaft mit ihrer Heimat. Noch viel wichtiger aber scheint zu sein, dass die Dorfgemeinschaft wieder einen großzügigen Raum für die sozialen Kontakte, für das Zusammenkommen zu Versammlungen und zum Austausch sein Eigen nennen kann.
Das Dorf hat seit langer Zeit kein offizielles Wirtshaus mehr. Mittelpunkt war über Jahrzehnte hinweg das alte Schulhaus gewesen, dessen Schulsaal als Gastzimmer ebenso diente wie als Ort für Bürger- und Vereinsversammlungen. Die Jugend hatte ihren eigenen Raum und die Feuerwehr war eingezogen.

Start mit „Bürgermeister vor Ort“

Als der Marktgemeinderat Schierling im Jahre 2009 die Bürgerbeteiligung für ein „gesamtörtliches Entwicklungskonzept“ startete, sollten ausdrücklich auch die kleineren Gemeindeteile einbezogen werden. Denn es sollte eine von der Bürgerschaft akzeptierte Strategie für die Fortentwicklung der ganzen Gemeinde werden. Bürgermeister Christian Kiendl und die Gemeindeverwaltung schufen im Jahr 2010 das Beteiligungsformat „Bürgermeister vor Ort“. Die Treffen fanden in verschiedenen Orten jeweils am frühen Abend im Freien statt. Was zur positiven Folge hatte, dass sich Bürger, insbesondere auch Frauen, auf das Gespräch mit den Verantwortlichen, darunter Architekt Dr. Hans-Peter Dürsch, einließen, die zu einer abendlichen Veranstaltung eher nicht gekommen wären.

Klare Vorstellungen der Bürgerschaft

Die Bürgerinnen und Bürger hatten schon einigermaßen klare Vorstellungen, wie es mit ihrem Dorf weitergehen sollte. Insbesondere das Zentrum wollte man verbessern. Dazu holte man den Freistaat Bayern ins Boot, um über das Förderprogramm „kleine Dorferneuerung“ Zuschüsse akquirieren zu können. Im Laufe der Monate und Jahre entspann sich eine sehr engagierte Diskussion insbesondere auch um die Frage, ob das alte, Ortsbild prägende Schulhaus saniert oder abgerissen werden soll. Diese Frage wurde im April 2016 mittels einer konkreten Bürgerbefragung geklärt: 73 Prozent hatten sich an der Abstimmung beteiligt und 80 Prozent davon stimmten für den Abriss und einen Neubau. Weil nach einer Untersuchung die Sanierung ähnlich viel gekostet hätte wie der Neubau, konnten dafür öffentliche Mittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) bekommen werden. Die Gesamtinvestition beträgt etwa 1,76 Millionen Euro, wofür 498000 Euro über Zuschüsse gedeckt sind.

Ortsbild prägendes Gebäude

Das Gebäude sollte von seiner Gestalt her weiterhin eine sehr hohe Bedeutung im Dorf-Ensemble behalten, und im Innern alle wichtigen Funktionen bekommen. Das alles wurde mit der Bürgerschaft bei vielen Zusammenkünften ausführlich besprochen. Ebenso wie die Gestaltung der Außenanlagen. In seinem Grußwort der Festschrift zur Einweihung beglückwünscht Bürgermeister Christian Kiendl die Bürgerschaft zu ihrem großen Engagement. „Der Dorfmittelpunkt und das Dorfgemeinschaftshaus sind ein unverzichtbarer Kristallisationspunkt sozialer Kontakte. Das soziale Dorf – als Ankerpunkt im ländlichen Raum – hat das Ziel einer ‚Sorgenden Gemeinschaft‘. Es handelt sich dabei um ein gelingendes Zusammenspiel von Bürgerinnen und Bürgern, öffentlicher Hand und Organisationen der Zivilgesellschaft, sowie professionellen Dienstleistern, zur Bewältigung der mit dem demografischen Wandel verbundenen Aufgaben“, schreibt Kiendl. Besonders für die Feuerwehr sind die Bedingungen in jeder Hinsicht optimal geworden.

Gebäude und Außenanlagen mit Leben erfüllen

Mit „Zufriedenheit und Freude“ begrüßen in dem Heft Bürgerinnen und Bürger aus Pinkofen die neuen Anlagen für Jung und Alt. „Nun ist es unser Ziel und unsere Aufgabe, auch das neue Gebäude und die Außenanlagen nebst Spielplatz wieder mit Leben zu erfüllen“, so die Dorfbewohner. Dazu wollen die Jugend, die Dorffrauen, die Jagdgenossenschaft und die Freiwillige Feuerwehr beitragen.
Im Rahmen der Bauarbeiten wurde ein etwa 600 Jahre altes Grabfeld entdeckt. Aufgrund der anhaltenden Covid-19-Pandemie kann die Einweihungsfeier nicht mit der gesamten Öffentlichkeit stattfinden.

Festschrift zur Einweihung

Die Marktverwaltung Schierling hat anlässlich der Einweihung eine Festschrift mit umfangreichen Informationen herausgegeben, die an alle Haushalte im Markt Schierling verteilt wurde. Sie kann außerdem hier heruntergeladen werden.

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Der erneuerte Dorfplatz in Pinkofen umfasst das neue Dorfgemeinschaftshaus sowie die Außenanlagen mit Dorfbrunnen,
Kinderspielplatz und barrierefreier Bushaltestelle

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Die Verbindung von Innen und Außen war den Dorfbewohnern bei der Planung von Gebäude und Freianlagen besonders wichtig
gewesen

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Auch die Feuerwehr hat von den in zehn Jahren geplanten Neuerungen enorm profitiert

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Der schlichte Dorfbrunnen als Zeichen des Lebens über alle Zeiten hinweg

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Der große Versammlungsraum

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Einer der Gruppenräume

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Die Feuerwehr ist jetzt auch komfortabel untergebracht

Fotos: Nina Kellner, Fritz Wallner