Bund bezuschusst ökologisches Modellprojekt Schierlings mit 390.000 Euro

SCHIERLING | 23.11.2020. Der Markt Schierling bekräftigt einmal mehr seine führende und innovative Stellung als „Klima-Gemeinde“. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages gab einen Zuschuss in Höhe von 389565 Euro frei, womit Schierlings Maßnahmen im Rahmen des vom Bund ausgeschriebenen „Modellprojekts zur Klimaanpassung und Modernisierung in urbanen Räumen - Konzeption zur Förderung von Parks und Grünanlagen“ gefördert werden.

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Am „Piendl-Platz“ zeigten Bürgermeister Christian Kiendl und Klimaschutzmanager Franz Hien dem Bundestagsabgeordneten Peter Aumer (rechts)
wie die länger werdenden Trockenperioden der Vegetation Stress bereiten und sogar große Bäume eingehen. Der Bund bezuschusst ein Modellprojekt
des Marktes mit fast 390.000 Euro.


Die gute Nachricht übermittelte der Bundestagsabgeordnete Peter Aumer, der den Antrag Schierlings von Anfang an begleitet und unterstützt hat. Schierlings Klimaschutzmanager Dipl.-Ingenieur Franz Hien und Bürgermeister Christian Kiendl war die Freude ins Gesicht geschrieben. Denn damit komme man dem großen Ziel, die Vegetation und auch die Regenwassernutzung im Markt Schierling an die Änderungen des Klimas anzupassen, einen Schritt näher. „Ein wirklich innovatives Konzept!“, bestätigte der Abgeordnete Aumer.

Kontakt mit Wissenschaftlerin

Bereits 2014 wurden im Markt Schierling erste Anzeichen bezüglich der Auswirkungen von länger anhaltenden Trockenwetterperioden bei Bepflanzungen und Bäumen erkannt. Bäume und Sträucher verdorrten, wie etwa besonders große am „Piendl-Platz“ bei der Raiffeisenbank. Klimaschutzmanager Hien hat in der Folgezeit an verschiedenen Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen teilnehmen können. Daraus entstand im Jahre 2017 der Kontakt zu Prof. Dr. Swantje Duthweiler, die seit elf Jahren an der Fachhochschule Weihenstephan-Triesdorf das Fachgebiet „Pflanzenverwendung“ und Landschaftsarchitektur lehrt, das auch die Konzeption und Planung von Pflanzungen mit Gehölzen, Stauden, Sommerblumen und Blumenzwiebeln umfasst. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte liegt auf Vegetationskonzepten für den Stadtumbau.

Zukunftsorientierte Grün-Planung

Die Professorin besuchte Schierling und machte spontan das Angebot, zusammen mit ihren Studenten alle relevanten Plätze und Orte im Markt Schierling exemplarisch zu untersuchen und Vorschläge zu machen, wie eine übergeordnete zukunftsorientierte Grün-Planung aussehen könnte. Die Cocid-19-Pandemie zögerte den Start hinaus, doch gerade in dieser Zeit legte der Bund das Förderprogramm für Modellprojekte auf diesem Gebiet auf.
Hien geht es sehr stark auch um die Frage, wie eine Bewässerung des öffentlichen Grüns auch während der länger werden Trockenperioden möglich ist.

„Drain-Garden“-System

Im Mai 2019 besuchte dazu eine Schierlinger Abordnung die oberösterreichische Gemeinde Obergrafendorf sowie deren benachbarte Stadt Kirchberg zur Besichtigung von bereits installierten „Drain-Garden-Anlagen“. Es handelt sich dabei um ein System, das abzuleitendes Regenwasser großzügig und schnell aufnehmen kann und anschließend vor allem langsam an den Boden abgibt, um den Pflanzen mit ausreichend Feuchtigkeit das Überleben zu sichern.

Wasser aus Regenrinnen

Am Schierlinger Piendl-Platz legte Hien dem Bundestagsabgeordneten Aumer konkret seine Gedanken für ein Rückhalte- und Bewässerungssystem dar, das mit Wasser aus den Regenrinnen der benachbarten Gebäude gespeist wird. „Wir müssen das Regenwasser insbesondere zur Sicherung des Grüns im Ortskern dorthin bringen, wo es gebraucht wird“, fasste Bürgermeister Christian Kiendl zusammen. Überhaupt habe die Niederschlagswasserbewirtschaftung einen sehr hohen Stellenwert, weil die Grundwasserneubildung zurückgeht, so Kiendl.

Projektskizze überzeugte

Franz Hien erstellte eine umfangreiche Projektskizze, über die der Ausschuss für Bau, Verkehr und Natur zuletzt im Oktober informiert worden war. Der über das Büro des Bundestagsabgeordneten Peter Aumer gestellte Förderantrag habe eine Bezuschussung von bis zu 90 Prozent der voraussichtlichen Kosten in Höhe von 432.850 Euro, zum Ziel gehabt, so Hien. Die Bundesförderung verteilt sich auf vier Jahre. „In dieses Pilotprojekt werden alle Bäume, Büsche, Parks und Grünflächen des Marktes in die Untersuchungen in Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf einbezogen, so der Klimaschutzmanager gegenüber den Ausschussmitgliedern.
Die Auslobung des mit 200 Millionen Euro ausgestatteten Projekts des Bundes geht genau darauf ein, was Hien über Jahre hinweg umtrieb. Es heißt dort: „Der akute und mittelfristige Bedarf an städtebaulich-ökologischen und pflanzenbaulichen Maßnahmen zur Klimaanpassung erfordert neue Formen der Zusammenarbeit der beteiligten Akteure. Die Modellprojekte sind in ihrer Umsetzung wissenschaftlich zu begleiten. Erfahrungen in der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Klimaanpassung und Modernisierung in urbanen Räumen sind einschließlich der Auswertung von CO2-Minderungen aufzubereiten.“

Projekt auf 4 Jahre angelegt

Schierlings Klimaschutzmanager hat in seiner Projekt-Skizze sehr detailliert aufgelistet, welche Kosten zu erwarten sind für Bäume, Büsche, Sämereien, die Pflanzarbeiten, eine „Drain-Garden-Anlage“, für Untersuchungen und Öffentlichkeitsarbeit. Prof. Dr. Swantje Duthweiler wird die wissenschaftliche Begleitung leisten und mit ihren Studenten über Bachelor-Arbeiten verschiedene Untersuchungen vornehmen und Vorschläge machen.
Bürgermeister Christian Kiendl würdigte dem Abgeordneten gegenüber das große Engagement von Schierlings Klimaschutzmanager, der die 20 Seiten umfassende Projektskizze akribisch ausgearbeitet hat.

Problemstellung

Zunehmende Klimaerwärmung und damit verbundene langanhaltende Trockenphasen, abwechselnd mit Starkregenereignissen, lassen der eimischen Pflanzenwelt immer weniger dauerhaft verfügbares Wasser zum Wachstum und Lebenserhalt. Pflanzenschädlinge erhalten dadurch leichtes Spiel und schwächen Bäume und Büsche zusätzlich. Der materielle und personelle Aufwand zum Bewässern von Grünanlagen steigt jährlich an.
Trotzdem erleiden die in Parks und Grünflächen angesiedelten Büsche und Bäume Trockenstress, der sich seit mehreren Jahren oft durch partielle Schädigungen, meistens in der Folge durch häufig auftretendes Absterben der Pflanzen, bemerkbar macht. Gerade bei zunehmender Klimaerwärmung sind Parks und Grünanlagen mit intakten und gesunden Pflanzen ein immer wichtiger werdender Kontrapunkt zu Trockenheit und extremeren sommerlichen Hitzephasen. Im Rahmen dieses Projektes zur Klimaanpassung im Markt Schierling soll herausgefunden werden, welche Pflanzenarten sich am besten sowohl für langanhaltende sommerliche Trockenphasen, als auch für ein nur kurzzeitiges, aber sehr großes Regenwasserangebot während Starkregenereignissen optimal eignet. Zugleich soll das Zusammenspiel von vorhandener Bodenart und Bodenqualität und der örtlichen Flora in diese Betrachtungen einfließen. (aus der Projektskizze des Marktes Schierling)

Text und Foto: Fritz Wallner