Neben dem Urnengrabfeld gibt es jetzt 48 Urnennischen

SCHIERLING. Insgesamt 46 Bestattungen erfolgten im Jahre 2019 im Friedhof des Ortes Schierling, davon 21 Körper- und 25 Urnenbestattungen. Diese Entwicklung hat sich 2020 noch einmal verstärkt, denn von bisher 36 Bestattungen waren 22, also bereits über 60 Prozent, Urnenbestattungen. Die meisten davon erfolgten in Familiengräbern, doch auch die Nachfrage insbesondere nach Nischen in Urnenwänden nimmt stark zu.
Auf diese Entwicklung hat der Markt Schierling reagiert und damit begonnen, ehemalige „Mauerngräber“ zu Urnenwänden umzugestalten. Derzeit läuft die vierte dieser Maßnahmen, mit der weitere 12 Urnennischen mit einem Kostenaufwand von etwa 35000 Euro geschaffen werden.
Schierling liegt bei den Bestattungsformen ganz im Bundestrend, denn nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Bestatter haben die Feuerbestattungen mittlerweile einen Anteil von 54,5 Prozent gegenüber 45,5 Prozent Erdbestattungen. Andere Quellen sprechen bereits von bis zu 70 Prozent Urnenbestattungen, doch offizielle Statistiken gibt es zu diesem Thema nicht.

Urnengrabfeld seit 40 Jahren

Bei der letzten Schierlinger Friedhofserweiterung vor rund 40 Jahren war von den Gemeindeverantwortlichen bereits reagiert und ein Urnengrabfeld geplant und eingerichtet worden. Die Belegung erfolgte eher zögerlich, so dass derzeit aktuell 60 solcher Gräber belegt sind und es noch Platz gibt. Erst in den letzten Jahren stieg der Bedarf nach Urnennischen geradezu rasant an. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Urnenwände keine weitere Pflege durch die Angehörigen, die oft gar nicht mehr in Schierling wohnen, erfordern.
Die „Mauerngräber“ waren 1879, zur Zeit der Eröffnung des Friedhofes an der jetzigen Stelle, bis vor einigen Jahrzehnten in erster Linie ein Privileg der honorigen Bürgerschaft von Schierling. Viele bekannte Namen sind bei einem Rundgang zu lesen. Doch manche Familien hatten keine Nachfahren und bei anderen ließ das Interesse nach, als die verklinkerte Mauer in Teilen brüchig wurde und sich die Frage nach der Erhaltungsplicht stellte. Manche Grabrechte-Inhaber ließen auf eigene Kosten die Mauer in Ordnung bringen. Vor Jahrzehnten hatte der gemeindliche Bauhof an einer Stelle der Friedhofsmauer mit deren statischer Absicherung begonnen. Dieses Vorhaben wieder aber wieder eingestellt, weil es negative Auswirkungen auf das Erscheinungsbild gebracht hat.

Granit aus dem Bayerischen Wald

Nachdem das Grabrecht für einige Mauerngräber von den betroffenen Familien nicht mehr verlängert worden war, fasste Bürgermeister Christian Kiendl den Gedanken der Umwandlung dieser Flächen in Urnenwände. Eine konkrete Planung wurde erstellt und die Arbeiten ausgeschrieben. Den Zuschlag bekam der Steinmetzbetrieb Kusser aus Aicha im Bayerischen Wald. Die Wände, Schwellen und die Einfassung sind aus dem eigenen Steinbruch dieser Firma, der in Tittling liegt. Bei den Flächen, auf denen jeweils von Steinmetz Knüpfer die Namen und Daten der Verstorbenen eingemeißelt werden, sind aus schwarzem Impala.
Es sind bereits drei Anlagen mit insgesamt 36 Urnennischen fertig gestellt worden, von denen alle bereits vergeben sind. Auch von den derzeit 12 neu gebauten ist schon die Hälfte reserviert. Die Beschriftung muss für alle Nischen gleichmäßig erfolgen und die Kosten dafür sind von den Angehörigen zu tragen. Eigener Blumenschmuck an der jeweiligen Urnenanlage ist nicht möglich. Jede verfügt aber eine Laterne, in der die Angehörigen Kerzen entzünden können.
Für den aktuellen Neubau wurden die großen Natursteinteile mit einem Kran eingehoben, erläuterten Robert Günthner und Josef Feichtinger von der Steinmetzfirma Kusser Bürgermeister Christian Kiendl bei der Baustellenbesichtigung. Der gemeindliche Bauhof muss im Umfeld noch die Klinkermauer nachbessern und ergänzen.

Die Kosten

Wer sich einen Platz in einer solchen Urnenwand im alten Friedhofsteil Schierling sichern will, muss derzeit an die Gemeinde einmalig 375 Euro als „Baukostenzuschuss“ sowie 136 Euro für ein Nutzungsrecht von 10 Jahren bezahlen. Darin können bis zu zwei Urnen untergebracht werden. Sofern das Recht an einer solchen Urnen-Nische nach zehn Jahren nicht verlängert wird, erfolgt die Bestattung der in einer verrottbaren Kapsel enthaltenen Asche anonym an einer bestimmten Stelle im Friedhof. „Wir sind sehr darauf bedacht, dass auch hier die Pietät gewahrt bleibt“, versicherte dazu Bürgermeister Christian Kiendl. Die äußere Schmuck-Urne ist Eigentum der Angehörigen. Für einen Platz im Urnengrabfeld in Schierling und Unterdeggenbach entfällt die einmalige Gebühr und es sind nur die 136 Euro zu bezahlen. In einem solchen Grab ist die Bestattung der Asche von bis zu vier Urnen möglich. Hier gilt bei einer Auflösung des Grabes für die Bestattung der Asche die gleiche Regel wie bei den Urnenwänden.
Bürgermeister Kiendl rechnet auch künftig mit weiter steigendem Bedarf, schließt aber nicht aus, dass die Urnenanlagen an anderer Stelle eine andere Gestaltung bekommen können.

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Im Schierlinger Friedhof wird derzeit bereits die vierte Urnenanlage anstelle von bisherigen „Mauergräbern“ gebaut, worüber sich Bürgermeister
Christian Kiendl von Josef Feichtinger und Robert Günthner von Steinmetz Kusser informieren ließ

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Die Urnenwände fügen sich sehr gut in das Gesamtbild des Friedhofs ein

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Auch in dem bereits seit fast 40 Jahren bestehenden Urnengrabfeld sind Plätze frei

Text und Fotos: Fritz Wallner