Rund 1,1 Millionen Kubikmeter Abwasser werden im Jahr in der Kläranlage gereinigt. Die Bürger können mithelfen, den Betrieb nicht unnötig zu erschweren Schierling. Thomas Treintl mag seinen Arbeitsplatz. Er liegt idyllisch abseits der Bebauung in der unteren Au, wo die Wiesen derzeit in voller Blüte stehen. „Es ist schön, hier Abwasser zu reinigen“, sagt er. Treintl ist als geprüfter Abwassermeister Chef der Kläranlage. Jährlich kommen rund 1,1 Millionen Kubikmeter Abwasser an der Kläranlage an. Der Reinigungsgrad beträgt 97 Prozent, und die Grenzwerte werden „sehr gut“ eingehalten. Dennoch macht das Verhalten einiger Bürger den drei Mitarbeitern der Kläranlage das Leben unnötig schwer. Kaum zu glauben, was da alles in den Feinrechen – der ersten Reinigungsinstanz der Kläranlage – landet. „Leider meinen immer noch manche Bürger, sie können über die Abwasseranlage Hausmüll entsorgen. Es kommen Küchenabfälle, Holzteile, Blech- und Kunststoffbehälter, Unterhemden und sonstiger Hausmüll an“, berichtet Treintl. Diese Sachen gehören aber nicht in die Kläranlage, sondern in die Mülltonne oder zum Sperrmüll.

 Ratten werden durch Essensreste angelockt

 Essenreste zum Beispiel erhöhen den schädlichen Nährstoffgehalt des Abwassers. Und das bedeutet mehr Aufwand in der Reinigung. „Im Abwasser haben Lebensmittel generell nichts zu suchen.“ Abgesehen von der Verstopfungsgefahr locken Essensreste auch Ratten aus der Kanalisation an. Die Nagetiere verfolgen häufig den Weg bis zur Quelle der Nahrung zurück und wissen laut Treintl genau, wann und wo etwas für sie abfällt. „Auch Öle und Fette, zum Beispiel vom letzten Fondue-Essen, sollten nicht über die Toilette entsorgt werden, denn sie verschmutzen die Abwasseranlagen und die Reinigung ist besonders mühselig, aufwendig und damit teuer.“ Gewerbebetriebe müssen zum Beispiel extra einen Abscheider

haben, so dass kein Öl oder Fett im Abwasser landet. Doch nicht nur die Kläranlagen haben ein Problem mit Fett und Öl. Wer es zu Hause in seinen Ausguss am Küchenspülbecken oder in sein Klo schüttet, sollte sich im Klaren sein: Das flüssige Fett erkaltet und haftet sich an die Abflussrohre. Dort wirkt es wie Kleber, an dem weiteres Fett und andere Stoffe haften bleiben. Das verstopft langfristig die Rohre.

 Probleme mit feuchtem Toilettenpapier

Feuchtes Toilettenpapier oder Abschminktücher sind mittlerweile ein großes Problem. Immer häufiger kommt es vor, dass große Mengen der reißfesten Tücher in den Abwasserrohren verklumpen und die Abwasserpumpen in der Kanalisation blockieren. Feuchttücher lösen sich nicht im Wasser auf, selbst, wenn sie sehr lange darin liegen, weiß Treintl aus Erfahrung. Auch wenn manche Hersteller das anders sehen. In manchen Fällen bringen die Tücherknäuel Pumpen sogar ganz zum Stillstand. Das herkömmliche Klopapier löst sich dagegen binnen Minuten im Wasser auf und macht somit keinerlei Probleme. Alles andere gehört ohne Ausnahme in den Mülleimer, betont der Abwasserspezialist. Schwierig wird es auch, wenn Betriebe Großfrachten, also große Wassermengen, unkontrolliert in den Kanal einleiten. Damit verlängert sich der Klärprozess. Besser sei es, das Abwasser vor Ort zu speichern und langsam und gleichbleibend abzugeben. Treintl nennt hier die Firma Labertaler als sehr positives Beispiel. Knapp 15 Jahre ist die Kläranlage inzwischen alt. Die Anlage sei mit dem angewandten Biocos-System nach wie vor hervorragend in der Reinigungsleistung und nach wie vor interessieren sich viele Kläranlagenbetreiber für die Anlage, auch aus dem Ausland. Treintl hebt seinen Vorgänger Josef Lockermeier hervor, der viel für eine moderne Abwasserbeseitigung in Schierling bewirkt und die neue Anlage aufgebaut habe. Das Verfahren wurde damals in Deutschland erstmalig angewandt, wie es in einer Broschüre des Marktes zur Einweihung heißt. In zwei „Straßen“ zu je drei Becken, die 4,5 Meter tief sind und ein Nutzvolumen von rund 8500 Kubikmeter haben, wird das Wasser mittels Kleinstlebewesen und Mikroorganismen gereinigt. Diese brauchen Sauerstoff, der über am Boden installierten Belüftungsplatten aus Edelstahl zugeführt wird.

Instandsetzungen und Sanierungen stehen an

Dennoch sind erste Instandsetzungen nötig. Aufgrund von Verschleißerscheinungen muss das Schneckenhebewerk erneuert werden. Mit dem Schneckenhebewerk wird das Abwasser vom Kanal aus sechs Metern Tiefe in die Kläranlage gehoben. Die Kosten für den Austausch betragen im ersten Abschnitt rund 65000 Euro, die der Marktgemeinderat bereits genehmigte. Laut Treintl stehen weitere Maßnahmen an. Allein rund 100 Kilometer Kanalnetz und 19 Pumpstationen müssen gewartet werden. Im Hauptort werden derzeit die Kanäle auf Schäden geprüft. Dann wird bei Bedarf ein Sanierungskonzept erarbeitet.Auch an den Pumpstationen in Eggmühl, Schnitzelmühle und Walkenstetten nagt der Zahn der Zeit. Treintl, seit 2015 an der Kläranlage beschäftigt, mag nicht nur die Umgebung seines Arbeitsplatzes, sondern auch die Vielseitigkeit seiner Tätigkeit. Und, dass am Ende des Tages sauberes Wasser in die Große Laber geleitet werden kann.

■ Info 

Derzeit sind in der Kläranlage Schierling drei Mitarbeiter beschäftigt. Thomas Treintl ist als geprüfter Abwassermeister für die Koordinierung und Leitung der technischen und betriebswirtschaftlichen Abläufe auf der Abwasserreinigungsanlage zuständig. Ihm zur Seite stehen Fritz Watter als Fachkraft für Abwassertechnik und Oliver Kroiß als technischer Mitarbeiter.

Quelle: Laberzeitung/ Sebastian Brückl