SCHIERLING| Am Gelübdetag bat Bürgermeister Christian Kiendl am Gedenkstein zur Errettung aus Kriegsnot um Mithilfe, dass durch Bildung das Interesse an der Geschichte und an aktuellen Entwicklungen bleibt. Denn nur damit könne die Wachsamkeit lebendig gehalten werden gegenüber den tödlichen Gefahren, die von wahnsinnigen Führern ausgehen, und es könne nur so auf Dauer mitgefühlt werden, welcher Angst und welchem Schrecken die Bevölkerung von Schierling und Umgebung Ende April 1945 ausgesetzt war.

Beim Gottesdienst in der Pfarrkirche wies Pfarrer Josef Helm auf die Gefahr und Bedrohung für den Ort und die Bewohner hin, die zum Ende des Zweiten Weltkrieges durch die damalige Luftmunitionsanstalt bestand. Die Menschen hätten damals versprochen, Gott den Dank zu erweisen, dass sie nicht zu Schaden gekommen sind. Das Gelübde sei erfüllt, doch der Dank bleibe bestehen. Auch in den Fürbitten ging es in Anlehnung an die historische Predigt von Pfarrer Franz-Xaver Laubmeier aus dem Jahre 1946 darum, dass nicht noch einmal Gottlosigkeit und Gottvergessenheit das Land in eine solche Katastrophe stürzt, wie sie das Dritte Reich verursacht hat.
Am Gedenkstein versammelte sich anschließend vor allem ein Teil des Marktgemeinderates zur Kranzniederlegung.

 Schierling Denkmal

Wachsamkeit lebendig halten
Bürgermeister Christian Kiendl erklärte, dass es dafür, was sich vor 76 Jahren in unserem Land ereignete, und wie sich die Menschen auch in Schierling und Umgebung fühlten, kaum Worte gebe. „Es war einfach nur schrecklich! Menschen wurden den Bomben gleichgestellt: Sie galten als Material!“, so der Bürgermeister. Vom damaligen Kommandanten der Luftmunitionsanstalt Schierling sei überliefert, dass er Ende April 1945 sogar daran gedacht habe, das gesamte Depot in die Luft zu sprengen. Mit Folgen, die nur mit den größten Schreckens-Szenarien verglichen werden können. „Gottseidank kam es nicht so weit“, fasste Christian Kiendl zusammen.
Die Menschen in Schierling und Umgebung hätten Ende April 1945 Angst gehabt, sogar sehr große Angst, wie von Augenzeugen berichtet wird, die noch heute mit ihren Originalstimmen aufgrund einer Radiosendung aus dem Jahre 1988 zu hören seien. Dass es vor 76 Jahren nicht zum großen Showdown gekommen ist, sei jede Dankbarkeit wert. Der Bürgermeister war froh, dass es einen Konsens darüber gibt, die Erinnerung hochzuhalten und das Gedenken weiterzutragen. Es werde weitergetragen aus Dankbarkeit, die dem Gelübde als Grundlage dient. Auch aus Respekt vor der Angst der Vorfahren, von denen heute noch welche leben würden. „Weiterhin als Mahnung, dass unseren Nachfahren so etwas erspart bleibt. Dass es keinen Krieg braucht und keine Bomben, keine Konzentrationslager und keine Tötungsanstalten!“, sagte Kiendl. Schließlich werde es weitergetragen, um die Wachsamkeit lebendig zu halten. Eine Wachsamkeit, die auf dem Wissen um die tödlichen Gefahren basiert, welche durch wahnsinnige Führer lauern.

27. April als Dank-Tag erhalten
So ein Gedenken gehe zu Herzen, und das solle es auch. Denn noch mehr, als um die Wirkungsweise von Bomben zu wissen, sei das Wissen um die Angst und den Schmerz entscheidend, um mit den Vorfahren mitfühlen zu können. „Lassen Sie uns den 27. April als Dank-Tag erhalten. Und wer davon überzeugt ist, dass Menschen nicht alles alleine aus eigener Kraft vermögen, der darf und soll diesen Tag durchaus weiterhin als Gelübde-Tag betrachten“, schloss der Bürgermeister.
Pfarrer Uwe Biedermann verwies auf Martin Luther, der zum mutigen Handeln aufforderte in der Freiheit des Gewissens der Christenmenschen. Rituale könnten und dürften sich verändern, was aber nicht mit Beliebigkeit zu verwechseln sei. „Freiheit braucht Verantwortung!“, so Biedermann. Der Gelübdetag sei über die Jahrzehnte hinweg ein Fest der Dankbarkeit gewesen. Diese großartige Geschichte von der Errettung aus Kriegsnot gehöre zur Identität des Marktes Schierling. Die wesentlichen Punkte dafür seien die Dankbarkeit, das bewahrt sein, die Pflicht zur Hilfe, sowie die Sehnsucht nach Frieden. 2021 stelle ein Übergangsjahr dar, und gerade die Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie würden die Zeit bringen, sich darüber klar zu werden, wie man sich in Zukunft dieser Verantwortung stellt, sagte Biedermann.
Bürgermeister Christian Kiendl dankte den beiden Pfarrern, sowie den Mitgliedern des Pfarrgemeinderates und den Vertretern der Kirche für die Teilnahme. Er bat auch für die Zukunft darum, ein gutes Miteinander zu pflegen.

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Am 76. Jahrestag zur Errettung aus Kriegsnot konnten sich in Schierling aufgrund der Corona-Pandemie nur wenige Menschen zur Kranzniederlegung am Gedenkstein versammeln

Text und Foto: Fritz Wallner