Die neue Schierlinger Kindertagesstätte soll in jeder Beziehung nachhaltig gebaut und bewirtschaftet werden – Der Bund stellt bis zu 634 000 Euro Zuschuss bereit – angestrebt wird das DNGB-Zertifikat in Gold

Der Markt Schierling plant an der Fruehaufstraße, und zwar unmittelbar im Anschluss an die Adolph-Kolping-Straße, eine neue Kindertagesstätte mit drei Kindergarten- und zwei Kinderkrippengruppen, und geht dabei einen ganz neuen Weg. Denn neben der Funktionalität des neuen Gebäudes wird ein umfassender Wert auf die Nachhaltigkeit gelegt und sämtliche Abläufe sowie Maßnahmen werden dokumentiert. Das Ziel ist, für dieses Projekt als eines der ersten in der Region vom Bund das „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG)“ zu erreichen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat dafür dem Markt eine maximale Förderung von 634 000 Euro in Aussicht gestellt.   

Deutschland soll bis zum Ende des Jahres 2030 seinen Treibhausgas-Ausstoß um 65 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 verringern. Die deutsche Klimapolitik ist dabei eingebettet in Klimaschutzprozesse der Europäischen Union sowie der Vereinten Nationen. Dafür sind Anstrengungen nicht nur beim Verkehr, sondern auch bei der Industrie, der Energiewirtschaft, dem Verkehr, der Landwirtschaft, der Abfallwirtschaft und auch im Gebäudesektor nötig. Um das Ziel zu erreichen muss noch einiges getan werden. Besonders die öffentliche Hand ist als Vorbild für nachhaltiges Bauen gefordert. Der Markt Schierling unternimmt nicht zuletzt aufgrund des Einsatzes von Klimaschutzmanager Franz Hien sehr viel, um kräftig zur Erreichung der Ziele beizutragen. Auch bei den Gewerbe- und Industriebetrieben bekommt der Nachhaltigkeitsgedanke immer mehr Bedeutung, denn sowohl deren Kunden als auch Banken schauen bei der Beurteilung eines Unternehmens sehr darauf.
Das für die neue Schierlinger Kindertagesstätte angestrebte „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ ist ein vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen entwickelter Standard. Das Siegel gilt als Nachweis für die Erfüllung allgemeiner und besonderer Anforderungen an die Qualität von Gebäuden. Mit dem Qualitätssiegel wird ein einheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit gefördert und gleichzeitig eine rechtssichere Grundlage für die Vergabe von Fördermitteln geschaffen. Die Kriterien und Bedingungen für das Qualitätssiegel werden durch die Bundesregierung, vertreten durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, festgelegt.

Grundvoraussetzung für die Verleihung des QNG ist eine Zertifizierung mit einem registrierten Bewertungssystem für nachhaltiges Bauen. Die Bewertung geschieht dabei entsprechend der Systemregeln der Bewertungssysteme. Der Markt Schierling hat sich für das System der „Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB“ entschieden, das europaweit anerkannt ist. Konkret ist das Ingenieurbüro Baierl aus Riedenburg mit der Energieberatung generell und der Zertifizierung nach DGNB beauftragt worden. Akribisch wird dort seit einigen Wochen zusammen mit dem planenden Architekturbüro Raith und Vertretern der Gemeindeverwaltung jedes einzelne Puzzleteil der Planung nach den Vorgaben der DGNB untersucht. „Wir bauen für 50 Jahre, gerade deshalb ist es wichtig, jetzt alle Abläufe zu dokumentieren, damit sie in Zukunft jederzeit verfügbar sind“, sagte Dipl.-Ingenieur Florian Baierl bei der ersten Beratung.

Das DGNB-Zertifizierungssystem bietet einen ganzheitlichen Ansatz zur Bewertung von Gebäuden, indem es drei Hauptkriterien gleichermaßen betrachtet. Die ökologische Qualität steht dabei für die Umweltauswirkungen eines Gebäudes über seinen gesamten Lebenszyklus. Dies umfasst Aspekte wie Klimaschutz und Energieeffizienz, den verantwortungsvollen Umgang mit Wasserressourcen sowie ein durchdachtes Wertstoffmanagement. Die ökonomische Qualität hingegen konzentriert sich auf die wirtschaftlichen Aspekte, darunter die langfristigen Betriebskosten, ein effektives Risikomanagement, Maßnahmen zur Werterhaltung und eine nachhaltige Beschaffung von Materialien und Dienstleistungen. Der dritte Bereich, die soziokulturelle und funktionale Qualität, rückt die Bedürfnisse der Gebäudenutzer in den Mittelpunkt. Hier spielen Faktoren wie Innenraumkomfort, Nutzerzufriedenheit, Mobilitätskonzepte, Barrierefreiheit und Sicherheitsaspekte eine zentrale Rolle. Durch die ausgewogene Berücksichtigung dieser drei Bereiche fördert das DGNB-System einen umfassenden Ansatz für nachhaltiges Bauen und so zu einer ganzheitlichen Verbesserung der Bauqualität beiträgt.

Die DGNB-Zertifizierung umfasst somit den gesamten Planungs- und Bauprozess. Auch bei der Ausschreibung und Vergabe von Baumaterialien und -leistungen werden die von den Herstellern und Verarbeitern geforderten Anforderungen an die Nachhaltigkeit exakt dargestellt. „Die allermeisten Hersteller kennen diese Anforderungen schon“, erklärte Florian Baierl. Alle Beteiligten sind stärker gefordert als bei einer Planung ohne das Qualitätssiegel, was schon am „Pflichtenheft“ deutlich wird. Dieses dient als Vorgabe zur Erfüllung der Ziele und wird vom Ingenieurbüro Baierl mit allen Beteiligten besprochen. Der höhere Aufwand erfordert ein höheres Honorar. Um gerade diese zusätzlichen Kosten bei der Planung und bei der Auswahl der verwendeten Werkstoffe und Materialien abzufedern, hat der Bund die Bezuschussung bewilligt.

Ökobilanz

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) war weltweit das erste Zertifizierungssystem, welches die Umweltauswirkungen von Gebäuden in ihr Bewertungssystem integriert hat. Dabei stehen zwei zentrale Fragen im Fokus: „Wie groß ist der CO2-Fußabdruck eines Gebäudes?“ und „Wie viel graue Energie verursacht es bereits bei der Herstellung?“. Wer eine verbindliche und ehrliche Antwort erhalten will, braucht ein passendes Werkzeug. Die Methode der Ökobilanzierung ist ein effektiver und praxiserprobter Weg um herauszufinden, wie verschiedene Konstruktionen, Energiekonzepte, Bauteile und -produkte über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg auf die Umwelt wirken.
Aus einer Ökobilanz lässt sich herauslesen, welche Emissionen verursacht und Ressourcen benötigt werden. Diese umfasst alle Phasen von der bei Rohstoffgewinnung über die Verarbeitung und Nutzung, bis hin zur Instandhaltung, Transport und schließlich Entsorgung des Gebäudes. Für die Bilanz werden die eingesetzten Mittel, sämtliche Ressourcen- und Energieverbräuche und anfallenden Schadstoffe für den gesamten Lebenszyklus, also von der Wiege bis zur Bahre, zusammengerechnet und in aussagekräftige Umweltkennzahlen zusammengefasst.

Zertifikat in Gold

Um das „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG)“ zu erhalten, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt werden: Zum einen muss ein DGNB Zertifikat in Silber, Gold oder Platin erreicht werden, zum anderen müssen alle Anforderungen des QNG-Plus erfüllt werden. Ist dies der Fall, können die speziellen Förderprogramme der KFW für nachhaltiges Bauen abgerufen werden.  Bei diesem Prozess unterstützt das Ingenieurbüro Baierl als zertifizierter DGNB Auditor den Markt Schierling. Die Unterstützung erstreckt sich über den gesamten Planungs- und Bauprozess bis hin zur Einreichung der Unterlagen für die Zertifizierungen und Förderung.

Fotos:

01: Der Markt Schierling befindet sich in einem intensiven Prozess, um für das neue „Haus für Kinder“ im Süden Schierlings zwei bedeutende Auszeichnungen zu erlangen. Zunächst das „DNGB-Zertifikat in Gold“ und darauf aufbauend das bundesweite anerkannte „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG)“. Im alten Schulhaus konferierten (von rechts nach links) Schierlings Klimaschutzmanager Franz Hien, Architektin Sabine Mohr vom Architekturbüro Raith, Florian Baierl und Johanna Grabmaier vom Ingenieurbüro Baierl, sowie Fabian Gammel, Geschäftsleiter Manuel Kammermeier und Architektin Ines Schmalhofer vom Markt Schierling.

02: Auch die aktuelle Planung für das neue, 5-gruppige Haus für Kinder wird in allen Teilen und Belangen auf, die im Pflichtenheft definierten detaillierten Anforderungen und Spezifikationen hin untersucht

Fotos: Fritz Wallner