Beim Spatenstich für das Wohngebiet „Am Regensburger Weg 2“ ging es bei den Ansprachen von Schierlings zweiter Bürgermeisterin Maria Feigl und Vorstand Fritz Wallner vom Kommunalunternehmen Markt Schierling viel um die Verantwortung für die Zukunft, damit also für die Kinder und deren Kinder. „Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun“, wurde der Denker, Philosoph und Staatsmann Mahatma Gandhi zitiert.

Es gehe darum, Familien die Chance auf ein Eigenheim zu vergleichsweise moderaten Bedingungen zu ermöglichen, sagte Maria Feigl. Und außerdem gehe es um den größtmöglich schonenden Umgang mit der Natur und um den Klimaschutz. Mit der „Kalten Nahwärme“ in Gestalt der oberflächennahen Geothermie werde die konstant im Boden herrschende Wärme auf einem benachbarten Grundstück zwischen 8 und 14 Grad Celsius genutzt und mit Sole-Wasser-Wärmepumpen in den einzelnen der bei vollständiger Bebauung rund 95 Gebäuden auf die gewünschte Temperatur gebracht.

Fritz Wallner stellte zusammenfassend fest: „Mit dem Neubaugebiet „Am Regensburger Weg 2“ plant der Markt Schierling also ein ökologisch und energetisch vorbildliches Projekt, das noch dazu mit vergleichsweise moderaten Konditionen umgesetzt werden kann. Es wird für die Heizung in den Gebäuden weder Öl noch Gas verwendet. Das „Kalte-Nahwärme-Netz“ krönt den ökologischen Vorzeigecharakter des neuen Wohnquartiers. Flankierende Maßnahmen wie Flachdachbegrünung, hohe energetische Gebäudestandards, Hinweise zur Regenwassernutzung und zur Vermeidung von unnötigen Versiegelungen, sowie die Pflicht zur Photovoltaik führen dazu, dass der neue Schierlinger Nor-den einen starken Beitrag zur angestrebten Klimaneutralität leisten wird.“

Es handelt sich um das erste Projekt in der Oberpfalz, bei dem diese innovative Wärmegewinnung mit einem zentralen Wärmenetz genutzt wird. Die finanzielle Förderung erfolgt über die „Bundesförderung für effektive Wärmenetze BEW“ durch den Bund. Erwartet wird ein Zuschuss von 40 Prozent der Investitionskosten, die im ersten Schritt mit 5,7 Millionen Euro benannt wurden.

Der Bundestagsabgeordnete Peter Aumeier sah vor rund 90 Anwesenden die Art der Wärmeversorgung als weiteren Baustein, mit dem der Markt Schierling seine Leitidee „Vorsprung zieht an“ verwirklicht. Landtagsabgeordneter Patrick Großmann hob die Wichtigkeit hervor, von einem „das haben wir immer schon so gemacht“ weg zu kommen und nach zukunftsfähigen Lösungen nicht nur zu forschen, sondern solche auch umzusetzen.

Schierlings Pfarrer Bernhard Pastötter verwies auf die Verantwortung der politisch Handelnden für einen sorgsamen Umgang mit der Schöpfung. Mit ihm wurde um einen unfallfreien Ablauf der Bauarbeiten gebetet. Das Kommunalunternehmen überreichte dem Pfarrer eine Spende in Höhe von 1.000 Euro, um damit Menschen zu unterstützen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen und denen es nicht so gut geht. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von der Fanfarengruppe der „Schierlinger Gennßhenkher“.

Das Konzept

Der Markt Schierling nimmt eine Vorreiterrolle in der Region ein und baut das erste kalte Nahwärmenetz der Oberpfalz. In dem Neubaugebiet „Am Regensburger Weg 2“ wird ein innovatives System zur Wärmeversorgung installiert, das sich durch hohe Effizienz und Nachhaltigkeit auszeichnet.

Das Konzept eines kalten Nahwärmenetzes mag auf den ersten Blick widersprüchlich klingen – „kalt“ und „warm“ in einem Atemzug. Doch die Technologie dahinter ist einfach: Anstatt heißem Wasser zirkuliert eine Flüssigkeit ein Glykol-Wasser-Gemisch, welches die Erdtemperatur von 8 bis 14 Grad Celsius annimmt und das mit Umwälzpumpen zu den einzelnen Gebäuden geleitet wird. In den Gebäuden wird diese Energie mittels Sole-Wasser-Wärmepumpen auf die gewünschte Temperatur für Heizung und Warmwasser gebracht.

Das System, das in Schierling unter der Leitung des Kommunalunternehmens Markt Schierling (K-MS) entsteht, umfasst Erdwärmekollektoren und -rohre auf einer Fläche von rund 14.000 Quadratmetern. Diese werden in einer Tiefe von bis zu 1,5 Metern unterhalb eines Grundstücks nahe des Neubaugebiets verlegt. Anders als bei klassischen Wärmeversorgungsnetzen gibt es hier keine Dämmung, sodass das durch die Rohre strömende Wasser-Glycol-Gemisch die Erdtemperatur annehmen kann.

Ein großer Vorteil dieses Systems ist der hohe Wirkungsgrad der eingesetzten Sole-Wasser-Wärmepumpen. „Im Vergleich zu herkömmlichen Luft-Wasser-Wärmepumpen arbeiten sie deutlich effizienter und unabhängiger von Temperaturschwankungen“, erklärte Fritz Wallner, Vorstand des Kommunalunternehmens. Eine Sole-Wasser-Wärmepumpe erzeugt aus einer Kilowattstunde Strom etwa 4,5 Kilowattstunden Wärme, während eine Luft-Wasser-Wärmepumpe lediglich einen Wirkungsgrad von 3,5 erreicht.

In diesem Netz gibt es keinen Wärmeverlust. Vielmehr wird auch über die ungedämmten Rohrleitungen unter den Straßen die dort vorhandene Temperatur noch zusätzlich genutzt. Durch die konstante Temperatur des Bodens ist das System nicht nur zuverlässig, sondern auch wirtschaftlich planbar. Die Wärmepumpen verbleiben im Eigentum des Kommunalunternehmens, wodurch das gesamte System in kommunaler Hand bleibt und eine Förderung im Rahmen der „Bundesförderung für effiziente Wärmenetze“ sichergestellt wird.

In Schierling sollen alle rund 100 Neubauten des Baugebiets an das kalte Nahwärmenetz angeschlossen werden. Für die Bauherren bedeutet dies eine einmalige Anschlussgebühr von etwa 29.400 Euro sowie einen monatlichen Grundpreis von 57 Euro. Der Arbeitspreis wird nach dem tatsächlichen Wärmeverbrauch abgerechnet und beträgt aktuell 12,61 Cent je Kilowattstunde.

„Dieses Projekt ist ein bedeutender Meilenstein in unserer Klimaschutzstrategie ‚Zeit für Klimaschutz‘“, betonte Manuel Kammermeier, geschäftsleitender Beamter der Gemeinde und ebenfalls Vorstand des K-MS. „Wir sind überzeugt, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Gerade in Zeiten des Klimawandels müssen wir jetzt handeln und dürfen uns nicht von Zweiflern bremsen lassen.“

Mit dem innovativen Wärmenetz leistet der Markt Schierling einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung und zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes in der Region.