Das Leben ist oft wie eine Tandemfahrt: Wir müssen treten, um voranzukommen, aber gelegentlich übernimmt jemand anderes das Lenken. Menschen mit Depressionen benötigen genau diese Art von Unterstützung – das Bewusstsein, nicht allein zu sein und die Kontrolle abgeben zu können, bietet ihnen eine gewisse Sicherheit.
"Dieser Gedanke berührt mich besonders", sagt Klaudia Madry aus Leipzig. Sie ist eine der Teilnehmerinnen der MUT-Tour, die derzeit durch ganz Deutschland führt. Sechs Tandemfahrer werben hier aktiv für einen offenen Umgang mit Depressionen. Am Montag machten sie Station in Schierling, mit drei vollgepackten Tandems, auf ihrer Reise von Regensburg nach Ulm. Während ihrer Tour sprechen sie mit Journalisten und Passanten, um die Gesellschaft für psychische Erkrankungen zu sensibilisieren.
Die Fahrer stoßen auf unterschiedliche Reaktionen: Einige Menschen wollen nichts davon wissen, andere teilen bereitwillig ihre eigenen Erfahrungen. Depressionen sind die häufigste psychische Erkrankung und eine Volkskrankheit. "Die MUT-Tour erfordert Mut, sowohl für das Gruppenerlebnis als auch für das offene Sprechen über Depressionen", erklärt Antonia Neuberger. "Viele Menschen haben nach wie vor Angst vor beruflichen oder gesellschaftlichen Nachteilen, wenn sie ihre Krankheit öffentlich machen", ergänzt Klaudia Madry. Ein offener Umgang mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen ist in der Gesellschaft dringend notwendig. Krisen gehören zum Leben, und es ist wichtig, Hilfe anzunehmen und sich nicht zu schämen.
Bürgermeister Christian Kiendl empfing die Tandemfahrer zusammen mit Pressesprecherin Nadine Niebauer am Rathausplatz mit einer Brotzeit und kühlen Getränken. Kiendl dankte den Teilnehmern für ihr Engagement: "Aus meiner Zeit bei der AOK kenne ich das Thema nur zu gut. Diese Krankheit hat verschiedene Stadien und kann oft sehr dramatische Folgen haben. Sie leisten hier tolle Arbeit, und es freut mich, dass sie bei uns in Schierling einen kurzen Stopp eingelegt haben."
Anschließend brach die Tour nach Rottenburg auf.