Spätestens seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der im Winter 2022/23 befürchteten „Energiekrise“ steht das Thema „Notfallplan“ ganz oben auf der Agenda der Kommunen. Bei einem sogenannten Blackout kommt es zu einem überregionalen Stromausfall. Um diesen zu beheben, kann es längere Zeit dauern – im Extremfall sogar mehrere Tage. Das große Problem: Ohne Strom funktionieren weder Telefon noch Internet und auch die Trinkwasserversorgung wird unterbrochen. Für dieses Szenario hat sich der Markt Schierling jetzt gewappnet.
„Wenn sich die Bevölkerung im Katastrophenfall nicht mehr selbst helfen kann, ist es Aufgabe des Staates, die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten“, sagt Bürgermeister Christian Kiendl. Für den Zivil- und Katastrophenschutz gelten laut Gesetz verschiedene Zuständigkeiten: Während der Bund die Aufgabe hat, die Bevölkerung vor kriegsbedingten Gefahren zu schützen, sind die Länder für den Schutz vor großen Unglücken und Katastrophen in Friedenszeiten zuständig. Im Alltag sei es einem oftmals gar nicht bewusst, wie abhängig man vom Strom sei. Einkaufen, Geld abheben, ohne Strom nicht möglich. „Es gibt kein Benzin mehr, weil ich an der Tanke nichts mehr bekomme.“
Wärmehalle und Anlaufstelle für Bürger
Wie Kiendl berichtet, habe die Rathausverwaltung zusammen mit den Feuerwehren und dem Bauhof konsequent an einem Notfallkonzept gearbeitet. Aber man habe sich nicht treiben lassen, sondern mit Bedacht sinnvolle Maßnahmen ergriffen. Jetzt sieht das Gemeindeoberhaupt den Markt gut aufgestellt, falls es zu einem Blackout kommt. Im Ernstfall setzt der Markt Schierling auf das System „Leuchtturm“: Das Feuerwehrzentrum wird zur Einsatzzentrale. Dort wird im Fall der Fälle außerdem eine Anlaufstelle eingerichtet, wo Bürger Notrufe absetzen und Informationen erhalten können. Auch als Wärmehalle bei großflächigen Stromausfällen kann das Feuerwehrzentrum genutzt werden. Um das Feuerwehrzentrum dann „am Leben“ zu halten, wurde bereits 2017 ein Notstromaggregat mit einer Leistung von 60 kVA (Kilo Volt-Ampere) angeschafft. Rund 55 000 Euro kostete der mobilen Stromerzeuger damals, der auch mit einem großen Lichtmast ausgestattet ist. Daneben verfügt die Feuerwehr über einen Abrollcontainer, der im Notfall zum Beispiel in Wohngebieten abgestellt werden kann, die vom Feuerwehrhaus weiter entfernt sind. Besetzt mit einem Feuerwehrler und einem Vertreter der Marktverwaltung dient dieser dann als weitere Anlaufstelle für die Bürger.
Neu eingerichtet hat der Markt eine Dieseltankstelle am Feuerwehrzentrum, damit die Fahrzeuge einsatzbereit bleiben. Der Tank fasst 1 500 Liter. Eine Rolle im Konzept spielt auch das neue Feuerwehrfahrzeug, ein Mehrzweckfahrzeug, das als mobile Kommandozentrale ausgestattet ist. Mit dem Fahrzeug kann zum Beispiel die Bevölkerung mittels Durchsagen informiert werden.
Wasserversorgung kann aufrecht erhalten werden
Auch im Bauhof findet sich inzwischen eine Dieseltankstelle mit einem Volumen von 5 000 Liter. Kosten: knapp 6 000 Euro. Dort befindet sich auch ein weiteres, neu angeschafftes und mobiles Stromaggregat mit einer Leistung von 40 kVA. Damit werde im Notfall die Wasserversorgung aufrecht erhalten, berichtet Bauhofchef Hermann Diermeier. Wenn nötig, mehrere Tage oder sogar Wochen. Das Gerät kann an den Bauhoftraktor angeschlossen und so transportiert und damit auch betrieben werden. Rund 7500 Euro hat es gekostet. „Mit den Notfallplänen soll im Ernstfall ein Mindestmaß an Infrastruktur gewährleistet werden,“ sagt Kiendl – in der Hoffnung, dass es nie soweit kommt.
Notreserven anlegen
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) weist generell darauf hin, dass Menschen sich Zuhause Notreserven für Katastrophenfälle anlegen sollen. Empfohlen wird, Essen und Trinken für zehn Tage vorzuhalten. Weitere Informationen – auch speziell zu Vorkehrungen für den Fall eines Blackouts – sowie Ratgeber und Checklisten sind im Internet auf der Homepage des BBK unter bbk.bund.de abrufbar.