Schierling/Eggmühl (fw). Als „wichtige reale Engel des Alltags“ bezeichnete Bürgermeister Christian Kiendl die vielen Damen, die in den letzten Jahrzehnten und auch heute den unverzichtbaren Dienst in der Sozialstation leisten. Rita Heiß aus Eggmühl war eine von denen, die den Beistand für kranke und alte Menschen mit Hingabe, Einfühlungsvermögen und großem persönlichen Engagement geleistet haben. „Sie sind ein Beispiel dafür, dass menschliche Zuwendung gerade auf der B-Seite des Lebens überlebenswichtig sein kann“, so der Bürgermeister bei der Verleihung der Goldenen Bürgermedaille. Rita Heiß sei immer dafür eingestanden, den Menschen auch in schwierigsten Situationen geduldig beizustehen. Mit großem Respekt und Dankbarkeit habe ihr der Marktgemeinderat diese große Ehrung zugesprochen. Rita Heiß war 35 Jahre in der Pflege von kranken und alten Menschen tätig, leitete 22 Jahre die BRK-Sozialstation mit Tagespflege. 

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Die Feierstunde im alten Schulhaus wurde von Jörg Lipka und dessen Sohn musikalisch mitgestaltet. In seiner Festansprache informierte Bürgermeister Christian Kiendl, dass in Deutschland im letzten Jahr rund 4,87 Millionen Menschen als Leistungsempfänger der sozialen und privaten Pflegeversicherung registriert waren. Davon werden etwa zwei Drittel, also rund 3,3 Millionen Menschen, zuhause versorgt, meist von Töchtern, Schwiegertöchtern und Enkelinnen. Die Pflege alter und kranker Menschen sei zu einer der größten Herausforderungen überhaupt geworden, doch sei das gesellschaftliche und individuelle Bewusstsein dafür noch kaum ausgeprägt, wie der Theologe und Journalist Jürgen Springer erklärte, so Kiendl. Denn öffentlich werde, insbesondere durch die Werbeindustrie, der fitte, aktive und gesunde Alte inszeniert. Er könne am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, wenn er sich nur auf die Heilsversprechen der Pharmakonzerne sowie der Tourismusbranche einlässt. Alles andere werde möglichst ausgeblendet, dass nämlich der alte Mensch eben alt ist, gebrechlich wird an Körper und Geist - und dass das die Regel und nicht die Ausnahme sei, so der Bürgermeister mit Verweis auf Springer.
Es sei eine „enge Welt des Kranken“, die der Wiener Theologe Paul M. Zulehner beobachtet. Die Aufmerksamkeit sei nicht mehr auf die schöne weite Welt gerichtet, sondern sie wendet sich auf sich selbst zurück. Vielfach stellen sich bei älter werdenden Menschen die Fragen: „Wer hilft mir, wenn ich nicht mehr kann? Wer steht mir seelisch bei?“ Die Antwort ist nach den Überlegungen des Bürgermeisters ebenso eindeutig wie schwierig! „Menschen – wir, sie und ich – sind gefragt. Menschen mit Empathie, die sich einlassen auf die Krankheit, die Not und Sehnsüchte der Menschen, die nicht mehr dem propagierten Ideal entsprechen, das uns vorgegaukelt wird“, sagte Kiendl. Immer wieder erleben Betroffene und Familien eine solche Crash-Situation, dass jemand pflegebedürftig wird. „Da tritt der Ernstfall ein, an den die meisten Betroffenen bis dahin lieber nicht denken wollten“, sagte der Bürgermeister. Was passiert mit dem Kranken? Wer kümmert sich um ihn? Muss Mutter oder Vater gleich ins Pflegeheim? Wer hat das zu bezahlen? Und was hat das mit mir zu tun? Solche existenziellen Fragen stellen sich mit aller Härte, zumal Gesundheit zu den Heiligtümern schlechthin gerechnet wird. „Jetzt kommen auch sie ins Spiel, liebe Frau Heiß und liebe Damen unserer Sozialstation“, so Kiendl, „Sie federn mit ihrem wundervollen Angebot diese Crash-Situationen ab. Sie geben Hilfestellung bei der Organisation, sie reden mit den Betroffenen und, was herausragt: sie handeln.“
Rita Heiß sei im Markt Schierling zum Synonym geworden für diese tätige Hilfe. Sie selbst habe über 35 Jahre hinweg den Menschen ihre Menschlichkeit gezeigt. Und sie war außerdem, ab 1998, 22 Jahre lang als Leiterin der Sozialstation eine behutsame Chefin, die wesentlich dazu beitrug, dass die Motivation der Mitarbeiterinnen erhalten blieb, auch wenn es schwer wurde. Kiendl erinnerte „in großer Dankbarkeit“ an die Gründung der ersten Krankenpflegestation unter der Leitung von Elfriede Schober, die den Vorsitz des katholischen Frauenbundes hatte. Der Bürgermeister bestätigte Rita Heiß, dass sie über Jahrzehnte hinweg beispielhaft vorgelebt hat, was soziale Wärme für eine Wirkung haben kann. Sie sei in dieser Beziehung zu einem Vorbild geworden. Und deshalb erhalte sie mit der Bürgermedaille des Marktes eine Ehre, die sie heraushebt aus der Bürgerschaft. Kiendl fuhr fort: „Sie erhalten diese Ehrung für ihr persönliches Engagement und stellvertretend für die vielen Damen, die in den letzten Jahrzehnten und auch heute diesen wichtigen Dienst leisten.“
Nach einem großen Applaus bekam die so Ausgezeichnete die Medaille, Besitzurkunde und einen Blumenstrauß, und sie trug sich in das Goldene Buch des Marktes Schierling ein. Unter den Gratulanten waren neben Familienmitgliedern auch Vertreter des BRK und des Personals der Sozialstation, sowie die Ehrenbürger Bürgermeister a.D. Otto Gascher und Richard Rohrer.

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Rita Heiß war sichtlich bewegt und dankte für die „tolle Wertschätzung“, die ihr mit der Auszeichnung entgegengebracht wurde. „Für unseren Berufsstand hat das einen großen Wert“, war sie sicher, denn „es brennt bei der Pflege derzeit überall“. Das Personal kann nach ihrer Beobachtung die großen Anforderungen fast nicht mehr erfüllen und die Kranken sowie Hilfebedürftigen seien die Ärmsten, wenn sie Hilfe brauchen. Sie dankte auch Karl-Heinz Grathwohl, den Leiter des Referats Häusliche Krankenpflege/Tagespflege beim BRK Regensburg dafür, dass er die Schierlinger Sozialstation immer unterstützt hat.
Karl-Heinz Grathwohl würdigte das beharrliche Engagement von Rita Heiß zugunsten ihrer Mitarbeiterinnen. Sie habe es durchgekämpft, dass es ab 1999 Tarifverträge gab, denn bis dahin seien die Pflegekräfte freie Mitarbeiter gewesen. Rita Heiß sei ihm, im positivsten Sinn, immer „im Genick gesessen“. „Vor ihrem Pflegeherz kann ich nur den Hut ziehen!“, so Grathwohl.

BRK-Sozialstation Schierling
Rita Heiß war die erste Pflegekraft der damaligen Krankenpflegestation. Aus einer kleinen beschaulichen ambulanten Pflegestation wurden unter ihrer Leitung zum Ende ihrer Tätigkeit über 160 Pflegebedürftige von 25 Mitarbeiterinnen betreut. Es wurde daraus eine Sozialstation, die heute mit 30 Mitarbeitern in der häuslichen Krankenpflege rund 250 Pflegebedürftige betreut, und zwar innerhalb Schierlings und darüber hinaus bis nach Pfakofen, Dünzling und Langquaid.
Im Jahre 2014 kam die Tagespflege dazu, für die Rita Heiß die Initiative ergriff. Die Schierlinger Sozialstation des BRK leistete dabei Pionierarbeit, denn zu dieser Zeit war dieses Angebot noch nicht überall angekommen. Auch dieser Teil hat sich als ein wahrer Segen erwiesen, in dem heute 8 Mitarbeiter/innen beschäftigt sind.

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Fotos:

01: Auf der von Bürgermeister Kiendl überreichten kunstvoll gestalteten Urkunde sind die Leistungen von Rita Heiß schriftlich zusammengefasst

02: Der Markt Schierling verlieh Rita Heiß aus Eggmühl die Goldene Bürgermedaille, womit auch die Eintragung in das Goldene Buch verbunden ist. Es schauten Rita Heiß bei der Eintragung über die Schulter v.l. SPD-Gemeinderat Josef Röhrl, dritte Bürgermeisterin Claudia Buchner, erster Bürgermeister Christian Kiendl, zweite Bürgermeisterin Maria Feigl und der stellvertretende CSU-Fraktionssprecher Alfons Keck

03: Die Medaille und Besitzurkunde bilden eine Einheit