Schierling ist mit „Energie-Monitor“ Vorreiter – nicht nur im Landkreis Regensburg

SCHIERLING, 14.07.2019. Der Markt Schierling sieht sich als Klima-Gemeinde und lässt keine Gelegenheit aus, um Energie zu sparen, aber ebenso, um die Bevölkerung dazu zu animieren. Jetzt wurde zusammen mit dem Bayernwerk und der Stromversorgung Schierling – als erster Gemeinde im Landkreis Regensburg - der „Energiemonitor“ installiert, mit dem zu jeder Zeit im Internet und am Bildschirm im Rathaus die aktuelle Erzeugung von „grüner“ Energie und der aktuelle Verbrauch angezeigt werden und damit die örtliche Energiewende sichtbar wird.

Klimaschutzmanager Franz Hien mit Zuhörern vor dem Energie-Monitor
100 Prozent Eigenversorgung sind bei der Energie das Ziel des Marktes Schierling. Dafür wurde ein „Energie-Monitor“ installiert, der von Klimaschutzmanager Franz Hien (rechts) erläutert, sowie von Bürgermeister Christian Kiendl, Geschäftsleiter Manuel Kammermeier, Wolfgang Blümel von der Stromversorgung und Michael Wittmann, Dr. Andre Zorger sowie Carolin Reger vom Bayernwerk in Betrieb genommen wurde

An einem zufällig ausgewählten Mittwochnachmittag im Juli wurden auf dem Gebiet des Marktes Schierling in einer Viertelstunde 3456 Kilowattstunden Strom selbst „grün“ erzeugt. 3266 über Photovoltaikanlagen, 6 aus Wasserkraft, 2 aus Biomasse und 182 aus anderen Anlagen. Während dieser Zeit lag die Außentemperatur bei 21 Grad, es war zu 56 Prozent am Himmel bedeckt und es wehte ein leichter Wind mit 12 Kilometer in der Stunde. Von dem selbst erzeugten Strom wurden 2490 Kilowatt unmittelbar verbraucht, und zwar 2218 durch Industrie und Gewerbe, 49 durch kommunale Anlagen – insbesondere die Kläranlage - und 223 durch private Haushalte. Die überschüssigen 966 Kilowattstunden wurden in das Netz eingespeist. So ist es am Bildschirm im Rathaus-Foyer abzulesen, und so kann das alles ab sofort im Viertelstunden-Rhythmus permanent im Internet unter https://energiemonitor.bayernwerk.de/schierling - daheim am Computer oder auch unterwegs am Tablett oder Smartphone - öffentlich abgerufen werden.

Geschirrspüler und Waschmaschine möglichst bei Sonnenschein einschalten

Damit sollen wir allem die Verbraucher dazu animiert werden, lokal erzeugte Energie dann zu verbrauchen, wenn sie etwa die Sonne in überreichem Maße liefert. Klimaschutzmanager Franz Hien nannte als Beispiele, dass Waschmaschinen oder Geschirrspüler dann eingeschaltet werden sollten, wenn über die Photovoltaikanlage des Nachbarn der Strom dafür an Ort und Stelle erzeugt wird. Derzeit ist der Markt Schierling im Durchschnitt mit etwa 55 Prozent energieautark. „Unser Ziel ist die 100-Prozent-Eigenversorgung!“, so Kiendl. Dass das nicht einfach wird, zeigt das Verhältnis beim Energieverbrauch zwischen Gewerbe und Industrie sowie den Privathaushalten. Denn Schierling habe starke Gewerbebetriebe, die beachtlich Energie verbrauchen. Der Markt Schierling tut bei den eigenen Liegenschaften sehr viel. Kiendl informierte, dass der Stromverbrauch bei den öffentlichen Einrichtungen der Gemeinde bereits um 40 Prozent gesenkt werden konnte. Und auch bei der Erzeugung habe der Marktgemeinderat wichtige Signale gesetzt und bis zu 50 Hektar des Gemeindegebietes für den Bau von Freiflächenphotovoltaikanlagen zugelassen. Franz Hien sieht im neuen Energie-Monitor die Chance und den Anreiz, dass auch noch mehr private Hausbesitzer eigene Anlagen installieren.

Foto der Anzeige der Energiebilanz
An sonnigen Tagen wird das Ziel der 100%igen Eigenversorgung mit erneuerbaren Energien zeitweise bereits erreicht oder sogar überschritten - optimal, wenn dann Waschmaschinen und Geschirrspüler eingeschaltet werden

Dr. Andre Zorger, Michael Wittmann und Carolin Reger von der Bayernwerk NetztGmbH sowie Wolfgang Blümel von der Stromversorgung wollten die außerordentlichen Anstrengungen der Gemeinde gerne unterstützen. „Die Energiewende funktioniert nur vor Ort!“, war Dr. Zorger sicher. Franz Hien sein ein „Treiber“, und zwar innerhalb der Gemeinde ebenso wie gegenüber seinen externen Partnern.

Energiewende vor Ort sichern

Mit dem Energie-Monitor habe sich die Situation für die Transparenz gegenüber der Bürgerschaft total geändert, so Hien. Denn bisher war es nur möglich, einmal im Jahr Bilanz zu ziehen zwischen Eigenerzeugung und Verbrauch. „Jetzt ist öffentlich im Viertelstundentakt für alle zu sehen wann der alternativ erzeugte Strom zur Verfügung steht“, so Hien. Michael Wittmann fasste zusammen, dass jetzt die Energiewende „dahoam“ live mitverfolgt werden kann.

In der Nacht muss der benötigte Strom noch aus dem Netz gezogen werden. Deshalb sollte gerade da so wenig wie möglich verbraucht werden. Die künftigen Chancen der Speicherung des überschüssigen Stromes würden ein wichtiges Thema sein, so die einhellige Meinung. Perspektivisch wurden Wasserstoff und „Power to Gas“ genannt. Hien sah auch Möglichkeiten bei der „Regelenergie“. So könnten Biomasse-Kraftwerke künftig immer dann in Betrieb sein, wenn etwa die Sonne oder der Wind ausfallen.

Klima-Gemeinde Schierling

Vorreiter. Beim „Energie-Monitor“ gehört der Markt Schierling zu den ersten 25 von etwa 1200 bayerischen Gemeinden, die von der Bayernwerk AG betreut werden. Schon 2012 wurde mit Bürgerbeteiligung ein Klimaschutz- und Energiesparkonzept entwickelt.

Finanzierung. Die Kosten des Energie-Monitors betragen für die Gemeinde anfangs 99 Euro im Monat und später 199 Euro. „Gut angelegtes Geld, um die Bevölkerung zu sensibilisieren und den Klimaschutz zu fördern“, ist sich Bürgermeister Christian Kiendl sicher.

Veröffentlichung. Unter https://energiemonitor.bayernwerk.de/schierling ist der Energie-Monitor für Schierling Tag und Nacht verfügbar.

Display mit Stand der Eigenversorgung
Der Energiemonitor zeigt jeweils den aktuellen Stand und den Durchschnitt der letzten 23 Tage

Display mit Grafik, die anzeigt, welcher Anteil Solarstrom und andere Quellen zu den Erneuerbaren beitragen
Auch der genaue Energiemix kann angezeigt werden

 
Text und Fotos: Fritz Wallner