Geschmack und Verantwortung
Ja, Architektur ist schon zum Teil eine Geschmacksfrage. Allerdings haben öffentliche Gebäude – im Gegensatz zu Privathäusern - neben ihrem funktionalen auch immer einen repräsentativen Charakter. Nicht anders ist das beim neuen Rathaus.
Freilich sind die unterschiedlichen Geschmäcker der Bürgerinnen und Bürger vorhanden, und diese werden auch geäußert. Allerdings ist es wünschenswert, dass bei der Beurteilung der Frage, ob man das Gebäude schön oder nicht schön findet, auch auf die Funktionalität, die Ausstrahlung und das gesamte Umfeld an.
Schließlich geht es bei einem öffentlichen Bau auch um eine höhere Verantwortung, als es diese bei Privathäusern zu beachten gibt. Hier einige Beispiele:
Das neue Rathaus bekommt den „Effizienzhaus 40 – Standard / EH40“
Unter einem Effizienzhaus 40 (EH40) versteht man ein Gebäude, das für Heizung, Warmwasserbereitung, Lüftung und Kühlung nur 40 % des Jahres-Primärenergiebedarfs benötigt, den das entsprechende Referenzgebäude im Gebäudeenergiegesetz (GEG) verbraucht. Ein Effizienzhaus 100 wäre demnach ein Gebäude mit einem Jahres-Primärenergiebedarf, der genauso hoch ist wie beim Referenzgebäude. Im Klartext heißt das, dass das neue Rathaus 60 % weniger Energie verbraucht, als ein Gebäude, das nach dem aktuellen Gebäudeenergiegesetz errichtet werden würde.
Die Würfelform des geplanten Gebäudes hat die geringste Oberfläche/Außenfläche im Verhältnis zum Rauminhalt. Deshalb wird nur mit der Würfelform der geringste Wärmeverlust über die Außenwände erreicht. Gebäude mit egal welcher anderen Gebäudeform haben bei gleichen Dämmwerten immer einen höheren Wärmeverlust. (Theoretisch wären Gebäude, die als Kugel ausgebildet wären, am effizientesten bezüglich des Wärmeverlustes).
Installation einer Regenwasserzisterne
Die Zisterne ist als unterirdischer Sammelbehälter für das vom Gebäude und dem Vorplatz normalerweise abfließende Regenwasser. Dieses gesammelte Regenwasser wird zum Teil für die Toilettenspülung im Gebäude und zur Bewässerung der umgebenden Pflanzflächen verwendet, so dass wertvolles Leitungswasser eingespart wird.
Photovoltaik-Anlage auf dem Dach
Die Photovoltaik-Anlage auf Flachdach hat eine Größe von ca. 31,28 kWp, mit der im Jahr rund 34.800 Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt werden. Davon werden etwa 63 Prozent im Gebäude selbst verbraucht. Damit wird ein wesentlicher Teil des im Gebäude benötigten Stroms selbst erzeugt und direkt verbraucht.
Verwendung von Holz zur Erstellung der umgebenden Außenwände in den Obergeschossen
Mit jeder Tonne Holz die verbaut wird, werden etwa 500 kg CO2 dauerhaft gespeichert. Wird z.B. Fichtenholz als Baumaterial verwendet, werden ca. 250 kg CO2 pro Kubikmeter gespeichert.
Bildunterschrift: Ausschnitt aus dem Abschlussbericht des „Klimaschutz-/Energie(Spar)konzept“ des Marktes Schierling Maßnahmenkatalog Punkt III. Empfehlung energiesparender Bauweise bei Neubau“ erstellt im Jahr 2012.