Der Standort
Historisch stand ein Rathaus entweder frei im Raum eines Marktplatzes oder es war in dessen Umbauung eingereiht. Jedenfalls war es in allen Orten und Städten im Zentrum angesiedelt. Denn es ist deutlich mehr als nur ein Privathaus.
Denn schon immer bildete das Rathaus das politische Zentrum einer Gemeinde. Es symbolisiert die Demokratie als Tagungsstätte für den von der Bürgerschaft gewählten Gemeinderat. Das Rathaus ist aber auch Anlauf- und Servicestelle für die Bürgerschaft. Nicht zuletzt deshalb wurden Rathäuser durchwegs in der Mitte der Orte platziert. Und seine Bedeutung wurde nicht zuletzt durch eine herausragende Gestalt unterstrichen.
Inmitten eines Platzes
Auch in der Oberpfalz und Niederbayern gibt es beachtliche Beispiele für diese grundlegenden Anforderungen an den Standort eines Rathauses. Wie etwa in Münchsmünster, wo ebenfalls dieses bedeutende Gebäude inmitten eines Platzes steht.
Bildunterschrift: Anfang der 1960er Jahre hatte das Rathaus noch die herausragende äußerliche Gestalt, die es 1926 bekommen hatte. Allerdings nagte auch damals sichtbar der Zahn der Zeit an dem Gebäude.
In Schierling ist das nicht anders. Der Chronist und Ehrenbürger Richard Rohrer weist in seiner Chronik aus dem Jahre 2020 nach, dass mindestens 100 Jahre vor dem am 5. Januar 1927 eingeweihten Rathaus der Vorgängerbau an der gleichen Stelle in der Ortsmitte platziert war. Rohrer schreibt: „In der Sitzung am 7. März 1926 genehmigte der Gemeinderat den Planungsentwurf zum Rat- und Gemeindehaus des Bezirksbaumeisters Attenkofer, so dass nun (endlich) mit dem teilweisen Abbruch des bisherigen über 100 Jahre alten Rathausgebäudes und dem Um- bzw. Neubau begonnen werden konnte.“
Mit seinem Walmdach wurde im Jahr 1926 die städtebaulich herausragende Bedeutung des Rathauses im und für den Ort, wie zum Beispiel die des Schlosses und des Pfarrhofes, noch einmal bekräftigt. Möglicherweise wurde auch damals schon über die äußere Gestalt – vielleicht auch über die Kosten – diskutiert. Jedenfalls sah man aber wohl über die Jahrhunderte hinweg den „Alleinstellungsanspruch des Rathauses im Stadtgefüge“, wie dies vom Preisgericht auch beim Architektenwettbewerb 2021 festgestellt wurde.
Nachteilige Veränderungen
Leider hat man Ende der 1960er Jahre die äußere Gestalt des Gebäudes wesentlich verändert, was heute als Verschlechterung empfunden wird.
Bildunterschrift: Ende der 1960er Jahre wurde zum Teil abgerissen und grundlegend umgebaut, das Walmdach durch ein „billiges“ Satteldach mit einfacher Ziegeldeckung ersetzt. Das Ergebnis war ein gesichtsloser Bau.
Der Marktgemeinderat der Neuzeit hat nicht zuletzt aufgrund der historischen Bedeutung am 26.07.2016 einstimmig beschlossen, dass die eingeladenen Architekten beim Wettbewerb Vorschläge für ein neues Rathaus an der bisherigen Stelle machen sollen.
Heute stellt sich heraus, dass die Konzentration der Nutzungsvielfallt im Zentrum des Ortes mit fußläufiger Erreichbarkeit, nämlich Lebensmittelmarkt, weiterem Einzelhandel, medizinischer Versorgung, kulturellem Angebot z.B. mit der Marktbücherei usw. insbesondere für die ältere Generation von entscheidender vorteilhafter Bedeutung ist.
Bildunterschrift: Später wurde das Rathaus mit Farbe aufgehübscht und erst im Anschluss an den Stadtmarketing-Prozess Anfang der 2000er Jahre wurden nach dem Abriss der Gärtnerei der Standort qualitativ aufgewertet. Auf dem Rathausplatz wurde zudem z.B. mit Freisitzen und Biergarten die Aufenthaltsqualität erhöht.