Bis zu 2000 Euro für Einbau von Regenwasser-Zisternen

SCHIERLING | 27.10.2020. Auch die Schierlinger richten sorgenvolle Blicke gen Himmel, wenn ein Gewitter aufzieht oder einfach nur bedrohlich-schwarze Unwetter-Wolken einen der berüchtigten Regengüsse befürchten lassen. Denn wenn 50 und mehr Liter Regenwasser je Quadratmeter in kurzer Zeit auf die Erde prasseln, dann sind Überflutungen die Folge. Für ein wirksames Gegensteuern – insbesondere beim Umgang mit dem Niederschlagswasser - sind die öffentliche Hand und die privaten Grundstücksbesitzer gleichermaßen gefordert.
Wenn heute die Bevölkerung übers Fernsehen verfolgt, wie weltweit Flüsse und Bäche über die Ufer treten, zu reißenden Strömen werden, Bäume umknicken Häuser wegbrechen und Brücken einstürzen, dann steigt in vielen Menschen einerseits Sorge und andererseits Wut auf. Die Verantwortung dafür wird schnell pauschal dem Klimawandel zugeschoben. Allerdings einem Klimawandel, der von Menschen zum großen Teil selbst verursacht ist.

Hochwässer abmildern

Der Staat und die Gemeinden werben seit langer Zeit für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Regenwasser. Der Markt Schierling hat sogar ein Förderprogramm aufgelegt, um noch mehr Bürger zum Bau von Zisternen für die Regenwasser-Rückhaltung auf Privatgrundstücken anzuregen.
Über die Jahrzehnte hinweg – und leider auch heute noch - ist das H-Pflaster aus Beton zum Synonym für eine „saubere“ Flächenversiegelung geworden, ganz im Sinne von „ist effektiv, kostet nicht viel und macht sich gut“. Die Steine sind so eng aneinandergefügt, dass nichts versickert, sondern jeder Liter Regenwasser direkt in die Kanalisation gelangt.

Wasserdurchlässige Oberflächen

Die Bewusstseinsänderung bei der Flächenversiegelung ist einer der wichtigen Punkte, auf die der Freistaat Bayern und auch der Markt Schierling seit Jahrzehnten hinzuwirken versuchen. Denn mit entsprechenden Vorkehrungen könnten auch viele Private und Unternehmen einen Beitrag dazu leisten, dass die Flüsse und Bäche nicht so rasant anschwellen.
„Naturnaher Umgang mit Regenwasser – Verdunstung und Versickerung statt Ableitung“, heißt ein Leitfaden, den das Bayerische Landesamt für Umwelt schon 2016 aufgelegt hat. Es wird eindringlich dafür geworben, eine Vielzahl von Maßnahmen zu ergreifen, um derzeit undurchlässige Flächen zu „entsiegeln“. Stattdessen werden durchlässige Flächenbeläge, wie Rasengittersteine, Steinpflaster mit Splittfugen oder Holzroste auf Terrassen favorisiert, die für das Versickern des Wassers sorgen. Einen ganz wichtigen Bereich bildet die Zurückhaltung des Regenwassers von Gebäudedächern. Bis zu 70 Prozent des anfallenden Niederschlags lassen sich durch ein Gründach zurückhalten, hießt es in der Arbeitshilfe.

Zisternen nachträglich einbauen

Auch mit einer nachträglich eingebauten unterirdischen Zisterne als Puffer im Garten kann verhindert werden, dass sofort jeder Regentropfen in die Kanäle gelangt. In den neuen Wohnbaugebieten hat das Kommunalunternehmen bereits in jedes Grundstück eine Zisterne mit etwa 14 Kubikmeter Füllvermögen einbauen lassen. Für die Nachrüstung von Zisternen auf bereits bebauten Grundstücken gibt es vom Markt Schierling Zuschüsse von bis zu 2000 Euro. Bürgermeister Christian Kiendl und Klimaschutzmanager Franz Hien werben immer wieder für dieses Fördersystem, mit dem schon ein zusätzliches Retentionsvolumen von gut 50 Kubikmeter geschaffen werden konnte.

Gartengießen, Toilettenspülung

Das gesammelte Regenwasser kann im Garten verwendet und auch zum Beispiel für die Toilettenspülung eingesetzt werden. Denn allein dafür werden derzeit pro Person und Tag etwa 35 Liter wertvollen Trinkwassers eingesetzt.
„Das geht bei mir nicht!“, und „Das rechnet sich nicht!“, sind hierzulande die wichtigsten Vorwände, die verhindern, dass auf Privatgrundstücken wirksame Vorkehrungen getroffen werden, um die Überschwemmungen nicht zu krass werden zu lassen. Fast überall wäre aber alles möglich, wenngleich dadurch selbstverständlich vorübergehend in Gärten mit Unannehmlichkeiten zu rechnen ist.

Landwirtschaft hilft mit

Mit den mittlerweile schon oft angewandten Anbaumethoden hilft auch die Landwirtschaft mit, die Folgen von Starkregen abzumildern, indem zum Beispiel die Aussaat quer zum Hang erfolgt. Das ist ganz besonders bei Kartoffeln, Mais und anderen Reihensaaten sehr hilfreich. Auch eine sogenannte Mulchsaat hält das Niederschlagswasser an Ort und Stelle, das ohne die Mulchpflanzen ungehindert abfließen würde.

Auch Gemeinde ist gefordert

Und auch der Markt Schierling reagiert bei seinen Vorhaben auf diese Herausforderungen. Es gibt Regenrückhaltebecken mit hunderten Kubikmeter für die Wohngebiete „Markstein“ und „Antonileitn“, und allein für das Gewerbegebiet „Am Birlbaum“ mit etwa 10000 Kubikmeter Fassungsvolumen. In anderen Gewerbegebieten, wie etwa „Esper Au“, wird den Betrieben vorgeschrieben, in welcher Größe sie Rückhalteeinrichtungen bauen müssen. Solche Becken werden auch von den Straßenbaulastträgern, wie etwa der Autobahndirektion, beim Bau von neuen Straßen angelegt.

Förderprogramm

Der Markt Schierling fördert den nachträglichen Einbau von Zisternen mit bis zu 50 Prozent der Investitionskosten, maximal jedoch 2.000 Euro je Grundstück als nichtrückzahlbaren Zuschuss. Weitere Informationen und Antragsformulare gibt es bei Klimaschutzmanager Franz Hien im Rathaus oder im Internet unter https://www.schierling.de/klimaschutz/foerderprogramm-umwelt-zisternenfoerderung. Der bayerische Leitfaden für den Umgang mit Regenwasser ist hier abzurufen: https://www.lfu.bayern.de/buerger/doc/uw_88_umgang_mit_regenwasser.pdf


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Regenwasserzisternen werden heute insbesondere für die Nachrüstung vorgefertigt geliefert und in die Baugrube eingehoben

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In den neuen Wohnbaugebieten hat das Kommunalunternehmen bereits Zisternen aus Betonringen eingebaut

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Nicht perfekt in der Optik aber effektiv für den Umweltschutz: Vom Rasenpflaster mit Splittfuge kommt kein Liter Regen in die Kanalisation

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Im Leitfaden des Bayerischen Landesamtes für Umwelt ist ein Schema mit den wesentlichen Elementen der naturnahen Regenwasserbewirtschaftung
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Text und Fotos: Fritz Wallner