SCHIERLING/EGGMÜHL| Der französische Kaiser Napoleon I. hat auch in unserer Heimat deutliche Spuren hinterlassen. Die „Schlacht bei Eggmühl“ am 22. April 1809 gehört dazu ebenso wie die Einnahme der Stadt Regensburg einen Tag später. Doch mit Napoleon zog neben den Schrecken des Krieges auch die Moderne in Europa ein, die ebenso einen beachtlichen Umbruch des bayerischen Staatsgefüges mit sich brachte. Am 5. Mai 1821 – also vor 200 Jahren – ist Napoleon auf der Insel St. Helena gestorben, auf die er vorher verbannt worden war. Bis heute scheiden sich die Geister an ihm.

Napoleon Bonaparte ist auf einer Insel geboren und auf einer Insel gestorben. Dazwischen liegt der Aufstieg zum militärisch begabten General und diktatorischen Kaiser, und der Fall mit dem Ende der Verbannung. Er wurde am 15. August 1769 auf Korsika geboren, wo er relativ arm, dem niederen Adel zugehörig und mit sieben Geschwistern aufwuchs. Ein königliches Stipendium ermöglichte ihm den Besuch einer Militärschule. Wenig wohlhabend und mit auffallend korsischem Akzent galt Napoleon in der Kadettenschule von Brienne allerdings schnell als Außenseiter.

Mit 24 Jahren General
Seine Sprachkenntnisse in Französisch und Latein waren so mangelhaft, dass er im letzteren Fall erst gar nicht zur Prüfung anzutreten brauchte. Doch sein militärisches Talent überzeugte die Vorgesetzten und Lehrer, sodass er seine Offiziersausbildung mit gerade erst 16 Jahren sogar vorzeitig abschließen konnte.
Die Französische Revolution von 1789 eröffnete Napoleon neue Perspektiven. Sein Hauptaugenmerk galt der Befreiung Korsikas, weshalb er immer wieder mit der Armeeführung in Konflikt geriet. Doch sein taktisch-manipulatives Geschick brachten ihm rasch Beförderungen ein. Als er aus Korsika fliehen musste, schloss er sich endgültig den Revolutionären an und wurde nach der erfolgreichen Eroberung von Toulon im Dezember 1793, mit gerade einmal 24 Jahren, zum Brigadegeneral ernannt. Auch bei Rückschlägen gelang es Napoleon, sich immer wieder auf die Seite der Mächtigen zu schlagen, die seinem militärischen Können vertrauten und ihm schließlich 1796 die Führung des Italien-Feldzuges zutrauten. Nur zwei Tage vorher heiratete er Joséphine de Beauharnais, die ihm aufgrund ihres höheren Standes im Adel leichteren Zugang zur Pariser Gesellschaft verschaffte.

Napoleon krönt sich selbst
Napoleon gelang es, seine Gegner zu schlagen. Er besiegte die Österreicher, und in Italien errichtete er Tochterstaaten der Französischen Republik. Die Bevölkerung zuhause war begeistert und das „Direktorium“, das in Frankreich die Macht hatte, ließ ihn 1798 aufbrechen, um Ägypten zu erobern, doch diese Expedition erwies sich als militärischer Fehlschlag, was aber seinen Ruhm nicht beeinträchtigte. Er wurde „Erster Konsul“ und sicherte sich damit faktisch die Alleinherrschaft. Moderne Reformen im Bereich der Justiz, des Militärs und der Bildung setzte er in Gang. Und er führte das erste bürgerliche Gesetzbuch Frankreichs ein und sorgte mit seinen kriegerischen Erfolgen für volle Staatskassen.

König von Italien
Zielstrebig festigte er seine Machtbasis, und nachdem er zum „Konsul auf Lebenszeit“ gewählt wurde, ließ er sich am 2. Dezember 1804 in der römisch-katholischen Notre-Dame de Paris durch Papst Pius VII. zum Kaiser krönen. Wobei der Papst nur wie ein Statist wirkte, denn Napoleon setzte sich die Krone selbst auf den Kopf. Ein halbes Jahr später wurde Napoleon im Mailänder Dom zum König von Italien gekrönt. Die erste, kinderlose Ehe ließ er scheiden und heiratete die österreichische Kaisertochter Marie Louise, die ihm den lange ersehnten, legitimierten Nachfolger gebar. Neben seinen Ehen hatte Napoleon verschiedene Geliebte, mit denen er auch Kinder hatte.
Die Schlacht bei Waterloo vom 18. Juni 1815 war die letzte Schlacht Napoleon Bonapartes. Die Niederlage dort führte zur endgültigen Abdankung Napoleons und damit zum Ende des französischen Kaiserreichs. Er wurde britischer Kriegsgefangener.

Bayern wird Königreich
In Bayern machten zu dieser Zeit viele Kriege den Menschen das Leben schwer und immer wieder jeden Wohlstand zunichte. Das alles änderte sich im ausgehenden 18. und dem beginnenden 19. Jahrhundert. In allen Lebensbereichen setzten Veränderungen ein, sodass von einer "neuen bayerischen Geschichte" gesprochen werden kann, schreibt Hans Straßer in seiner Chronik aus dem Jahre 2003. Entscheidend für die Geschichte Bayerns wurde zum einen der 1. Januar 1806, als Bayern als Folge des Friedens zu Preßburg am 26. Dezember 1805 zum Königreich erhoben und damit zum souveränen Staat wurde. Zum anderen aber - und das war die Voraussetzung zu dieser Aufstufung - ermöglichte die Auflösung des Alten Deutschen Reiches erst diesen Schritt, denn die Verfassung verbot die Existenz souveräner Staaten innerhalb des Reichsgefüges. Napoleon war es, der den Mitgliedern des Rheinbundes schließlich die Souveränität aufdrängte. Durch die napoleonischen Kriege verdoppelte sich also das Staatsgebiet, wurde Bayern Königreich und damit souveräner Staat. Der neue bayerische Minister Montgelas setzte Reformen in fast allen Lebensbereichen in Gang. Auch die beginnende Industrialisierung veränderte das Leben der Menschen grundlegend.

Schlacht bei Eggmühl
Österreich war in den vorherigen Kriegen Frankreich immer unterlegen gewesen. Im fünften Koalitionskrieg, dem österreichisch-französischen Krieg von 1809, versuchte Österreich, das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden. Am 12. April 1809 erhielt Napoleon in Paris Nachricht vom Einmarsch der Österreicher in Bayern. In einer viertägigen ununterbrochenen Fahrt erreichte er am 17. April Donauwörth. Dort entwarf er seinen Feldzugsplan. Seine zersplitterten Streitkräfte sollten einen konzentrischen Angriff gegen die Invasoren ausführen. Der erfolgreiche Gegenangriff des französischen Kaisers begann am 20. April 1809 bei Abensberg und endete mit der Erstürmung Regensburgs am 23. April. Die österreichische Armee wurde von französisch geführten Truppen der Staaten des Rheinbundes unter Führung von Kaiser Napoleon I. entscheidend geschlagen und musste daraufhin nach Österreich zurückweichen. Eine wichtige Vorentscheidung fiel bei der Schlacht bei Eggmühl am 22. April. Im Steinsockel des 100 Jahre später eingeweihten Eggmühler Löwendenkmals sind die Wappen aller am Feldzug beteiligten Staaten gleichberechtigt nebeneinander angebracht, nämlich die von Frankreich, Bayern, Württemberg, Baden und Hessen, sowie auch das von Österreich.

Schierling Napoleons Todestag 04 Das schne Bild

Bildunterschrift: Das „schöne Bild“ im Pfarrhof Schierling zeigt den blinden Pfarrer Joseph Häring von Schierling, der am Rande des Schlachtfeldes den Verwundeten die Eucharistie bringt

Napoleon auf St. Helena

St. Helena scheint wie eine felsige Insel am Ende der Welt. Sie liegt auf der afrikanischen Platte, ist 1859 Kilometer von Afrika (Angola) und 3286 Kilometer von Südamerika (Recife, Brasilien) entfernt. Dort verbrachte Kaiser Napoleon I. ab August 1815 als Kriegsgefangener der Briten die letzte Station seines Lebens in der Verbannung. Hier spielte man ihm, auf seinen Wunsch hin, weiterhin einen Hofstaat vor und dort schrieb er seine Memoiren. Napoleon stürzte sich auch in die Gartenarbeit, um die Zeit totzuschlagen. Er plante ein Beet nach dem anderen, und alle mussten mit anpacken. Der tiefere Sinn der Aktion war, die Wachen auf Distanz zu halten, die allabendlich das Haus umstellten. Der Magenkrebs, der ihn schon lange plagte, ließ sich auch dadurch nicht mehr aufhalten. Napoleon starb am 5. Mai 1821, nach sechs Jahren Verbannung, mit 51 Jahren. Seit Dezember 1840 befinden sich seine sterblichen Überreste im Pariser Invalidendom.

Pfarrer Härings glückliches Zusammentreffen

Im Jahre 1783 präsentierte die Äbtissin von Niedermünster Regensburg Joseph Häring, einen gebürtigen Alburger, dessen Eltern nach Walkenstetten verzogen waren, als neuen Pfarrer in der Nachfolge von Dr. Karl Loibl. Härings Amtszeit fiel in die schwere Zeit der napoleonischen Kriege. Pfarrer Joseph Häring hatte aber schon vorher mit einem harten persönlichen Schicksalsschlag fertig zu werden. Er erblindete nämlich, sodass ihm für die Folgezeit ein Hilfspriester zur Seite gestellt werden musste. Doch er hatte Glück, da ihm nach der Schlacht bei Eggmühl ein österreichischer Augenarzt, der als Verwundeter im Pfarrhof lag, nach seiner Genesung den grauen Star erfolgreich operierte und ihm so das Augenlicht wieder geben konnte. Pfarrer Härings Einsatz auf dem Schlachtfeld von Eggmühl ist auf dem „schönen Bild“ festgehalten, das seit Mai 1852 im Schierlinger Pfarrhof hängt.

Fotos:  

01-02: Beim Gedenken zum 200. Jahrestag der „Schlacht bei Eggmühl“ im Jahr 2009 wurde auch die Anwesenheit des französischen Kaisers Napoleon I. nachgestellt, der vor 200 Jahren gestorben ist

03: Napoleon Bonaparte wurde von verschiedenen Schauspielern dargestellt

04: Die bayerischen Truppen waren am 22. April 1809 Teil der Koalition aus Frankreich, Bayern, Württemberg, Baden und Hessen

 

Text und Fotos: Fritz Wallner