Am Sonntag, 14. November, war Volktrauertag. Zusammen mit Pfarrer Bernhard Pastötter wurde ein vom Kirchenchor mitgestalteter Gottesdienst gefeiert. Anschließend wies der Pfarrer bei der Feier am Kriegerdenkmal auf die Notwendigkeit des Friedens – bis in die Familien hinein – hin. Er segnete das Denkmal. Bürgermeister Christian Kiendl verurteilte in seiner Ansprache jede Art von Krieg, Gewalt und Diskriminierung. Er legte ebenso einen Kranz nieder, wie auch Gerlinde Schumann für den VdK und Fritz Watter für die Krieger- und Reservistenkameradschaft. Abgeschlossen wurde die Feier mit dem Bayernlied und der Deutschlandhymne, beide begleitet von der Blaskapelle Schmid aus Aufhausen.

Wir dokumentieren die Ansprache des Bürgermeisters:

Sehr geehrter Herr Pfarrer, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! Der Volkstrauertag lenkt jedes Jahr unseren Blick auf weltweite Kriege, Willkür, Unrecht in vielfältiger Gestalt, auf Morde an Kindern, Auftragsmorde von brutalen Staatslenkern, Katastrophen jeder nur denkbaren Art. Der Volkstrauertag erinnert uns insbesondere jedes Jahr, dass es erst ein paar Jahrzehnte her ist, dass zuletzt von deutschem Boden Krieg und Unrecht ausging. Obwohl wir unmittelbar nichts damit zu tun haben, weil selbst die Ältesten von uns damals zu jung gewesen sind, bedrückt uns das Leid von über 60 Millionen Opfern, die allein der Zweite Weltkrieg gefordert hat. Es bedrückt uns intuitiv, weil wir Menschen sind, Menschen mit Verstand und Herz. Weil uns unsere Vorfahren in den Sinn kommen, die – wie die vielen an diesem Denkmal aufgeführten – einem Unrechtsregime zum Opfer gefallen sind. Weil wir im Hinterstübchen unseres Denkens nicht sicher sein können, ob nicht auch einzelne unserer Vorfahren – auf Geheiß eines verrückten Führers – Unrecht an anderen Menschen in anderen Ländern verübt haben.

Wir erinnern uns, weil uns nichts wirklich kalt lässt, wenn wir unser Menschsein ernst nehmen. Das führt uns dazu, dass wir auch daran erinnert werden, dass es auch heute in unserem Land immer wieder und immer noch Einzelne und Gruppen gibt, die jede Scheu vor Gewalt verloren haben, die jeden Respekt vor dem Recht des anderen ignorieren. Es führt uns dazu, dass auch heute noch unter dem Mantel jeder Art von Freiheit Beleidigungen geschehen, Unvernunft Einzug hält und Starrsinn das Denken und Reden beherrscht. Es wird in sozialen Netzwerken im Internet drauflos gepoltert, es wird unbedacht Hass gesät, es werden Vorurteile gepflegt und verbreitet. Auch das ist Gewalt. Auch das ist sehr oft Unrecht! Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, bei der Beurteilung von Unrecht und Gewalt, von Mord und Totschlag spielt die Nation oder Religion des Täters oder der Täterin keine Rolle. Es spielt keine Rolle, ob der Messerstecher im Zug in Syrien aufgewachsen ist, oder eine Mutter, die ihre fünf Kinder ermordet, eine Deutsche ist.

Es ist Unrecht. Schreiendes Unrecht, was hier geschieht! Wir trauern heute, dass es so etwas immer wieder gibt. Wir trauern um die Opfer, und wir bedauern die Täter, wenngleich wir sie genauso verurteilen. Denn Unrecht schreit nach Strafe und Sühne. Ja, es ist richtig, dass wir den oder die Täter einer gerechten Strafe zuführen.

Aber wir alle müssen uns zu jederzeit davor hüten, dass wir uns auf die eine oder andere Seite von Tätern schlagen. Wir müssen uns davor hüten, Täter – wo immer sie auch herkommen oder wie immer sie uns nahestehen – nach unserem Kalkül zu klassifizieren. Wenn wir das machen, dann reden wir einer neuen Gewalt das Wort. Dann spielen wir uns gegenseitig aus, dann schüren wir Misstrauen und Hass. Deshalb gehören das eigenständige Denken und die Fairness, das Recht und die Barmherzigkeit, die unvoreingenommene Information und der ehrliche Austausch heute zu Schlüsselqualifikationen von Menschen, die ernst genommen werden wollen. Niemandem hilft es, wenn wir mit Schaum vor dem Mund unterwegs sind. Es stachelt nur auf.

Uns allen hilf, den Nächsten zu respektieren, aufeinander zu schauen, uns gegenseitig zu helfen. Insgesamt: Achtsam zu sein, dass wir auf dem rechten Weg sind und nicht auf die schiefe Bahn geraten. Und zwar in jeder Beziehung.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Trauer ist etwas Notwendiges in unserem menschlichen Dasein. Trauer verlangt oft nach Stille. Gönnen wir uns gerade jetzt im November eine solche Stille. Eine Stille des Denkens und Bedenkens. Eine Auszeit, wie immer auch eine solche bei uns aussehen mag. Wenn das Volk trauert, wollen wir nicht abseitsstehen. Wir trauern mit.

Fotos:

01-Pfarrer Bernhard Pastötter erbat den Segen

02-Bürgermeister Christian Kiendl

03-Gerlinde Schumann vom VdK

04-Fritz Watter von der Krieger- und Reservistenkameradschaft