Der Teilnehmer/die Teilnehmerin schlägt einen überzeugend positionierten Baukörper, mit einer klaren, logischen Kantenbildung in alle Himmelsrichtungen vor. Dadurch wird der rechtwinklige, historische Marktplatz überzeugend aufgenommen und neu interpretiert.
Der Haupteingang ist gut positioniert, deutlich erkennbar an der Nord- West Seite hin zum Marktplatz. Die Freifläche im Eingangsvorfeld ist jedoch ungünstig knapp bemessen. Dadurch entsteht keine angemessen einladende Adresse für den Rathausbesucher. Die Treppe führt ansonsten direkt in den befahrenen aber derzeit gepflasterten Bereich der jedoch für eine Verkehrsberuhigung vorgeschlagen wird. Wünschenswert erscheint hier eine neue Verkehrsführung abgerückt von der Nordfassade des neuen Rathauseingangs. Der Entwurf ist nach Ansicht des Preisgerichts in diesem Bereich sinnvoll nur im Zusammenhang mit dem Ideenteil realisierbar.
Im Ideenteil wird der Vorschlag einer zusammenhängenden Pflasterfläche des gesamten Platzbereiches positiv bewertet. Die Realisierung im Staatsstraßenbereich erscheint jedoch wenig realistisch, damit leidet der an sich gute Gesamtansatz. Diskussionswürdig ist der Vorschlag, im gesamten Platzbereich großformatige Pflasterplatten zu verwenden. Ob damit ein vollständiger Austausch des ansonsten hochwertigen Granitpflasters die Folge ist, wäre zu klären.
Auf der Ostseite des Rathausplatzes werden die Gastrofreisitze zugunsten der Flächen für Marktstände und Fahrradständer reduziert, was nicht unbedingt zur Stärkung der Aufenthaltsqualität beitragen dürfte. Positiv zu bewerten ist die Ergänzung der Baumpflanzen gegenüber des Rathauseingangs sowie die ergänzende Baumpflanzung am Kriegerdenkmal.
Die vorgeschlagene Anzahl der Stellplätze für Rathausbesucher ist noch ausreichend. Positiv ist die Positionierung im östlichen Teil des Marktplatzes. Ein ungünstiges Ein- und Ausparken gegenüber dem neuen Rathauseingang Eingang kann damit sehr gut vermieden werden.
Städtebaulich attraktiv ist weder der Zugang/Notausgang Richtung Osten noch die Rampe an der Westseite.
Der Sitzungssaal sitzt städtebaulich gut über dem Haupteingang im 1. OG und wird durch die abgesetzte Raumhöhe auch nach außen gut ablesbar.
Durch den Gebäudesockel ergibt sich eine klare Gliederung der Freiflächen an der Westseite des Gebäudes. Die Fahrradständer liegen etwas ungünstig exponiert im öffentlichen Raum an der Westseite.
Das Freiflächenkonzept überzeugt durch einen nennenswerten Beitrag gegen die Klimaauswirkungen. Positiv bewertet werden die vorgeschlagenen Begrünungen, Teilentsiegelungen, der begrünte Innenhof sowie die vollständige Dachbegrünung.
Die Verwaltungsräume sind zu den Außenseiten orientiert und ermöglichen dadurch den schönen Blick in die Laberauen. Im Gegensatz dazu bietet das großzügige Atrium einen introvertierten Ort der Kontemplation und Ruhe mit einer hohe Freiraumqualität für Besucher und Mitarbeiter im Rathaus. Die Innenorientierung schafft einen spannenden und überzeugenden Gegenpol zum versiegelten und geschäftigen Marktplatz. Die Gestaltungaussagen zum Innenhof mit der Bezeichnung Klimahof sind sehr knapp. Die kühlende Funktion des Innenhofs lässt jedoch eine positive Wirkung erwarten.
Leider wird der Blick im Erdgeschoss in den Klimahof durch die Besprechungsräume verdeckt.
Es wäre zu hinterfragen, ob die Fassade Kraft genug hat für eine Rathausnutzung eines prosperierenden Marktes eine adäquate Adressbildung zu generieren.
Der Besucherverkehr wird direkt an den Schreibtischen des Bürgerbüros vorbeigeführt, was aus Datenschutzgründen und für die Arbeitsqualität der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen problematisch ist.
Die Anordnung der Räume ist funktional schlüssig und macht die Verwaltungsräume über kurze Wege erreichbar. Das Bürgermeister-Zimmer in der Nordwest Ecke ist gut situiert und funktional mit Geschäftsleitung und Sitzungssaal verwoben.
Die gerasterte Fassade ermöglicht eine flexible Anordnung der Räume.
Aufgrund des zu erwartenden Kundenverkehrs wäre es besser gewesen, die Kämmerei und das Bauamt zu tauschen.
Der helle Gang mit Blick zu der Grünen Klimazone bietet Qualitäten. Die zum Klimahof orientierte Dachterrasse erzeugt zusätzliche Aufenthaltsqualität.
Der Klimagarten sollte zugänglich und zur Bewirtschaftung befahrbar sein. Die Bewirtschaftung der angedeuteten Wasserflächen im Innenhof ist aufwendig. Die vorgeschlagenen Schwarzkiefern im Innenhof werden kritisch bewertet. Im Winter wären auch Laubgehölze zur besseren Belichtung der Arbeitsräume denkbar. Zudem ist das Wurzelsystem der Kiefern bautechnisch schwierig in den Griff zu bekommen. Positiv zu bewerten ist die vollflächige Dachbegrünung, die neben dem Klimahof zum Rückhalt und klimatischen Ausgleich positiv beiträgt.
Das klar strukturierte Tragwerk zeigt eine robuste, wirtschaftliche Bauweise mit optimierter Bauzeit und ausreichenden Speichermassen für ein ausgeglichenes Raumklima.
Mit einem sehr großen A/V- Verhältnis von 0,48 ist das Gebäude im Vergleich jedoch relativ unwirtschaftlich.
Die Entscheidung das Gebäude aus Stahlbeton zu realisieren wird aus Nachhaltigkeitsgründen in Frage gestellt.